So langsam bleibt uns doch nichts anderes übrig als anzukommen.
Kisten auspacken, Einräumen, Sortieren, Unterlagen suchen, Wäsche waschen, kleinere Reparaturen, Ausrüstung verstauen, Auto suchen, Ämtergänge, Papierkram, Telefon, Internetwechsel und und und...
Nun hat uns der Alltag doch ganz schnell wieder. Das Arbeiten gehen vermissen wir immer noch nicht.
Für den berühmten "Kulturschock" bleibt einfach bisher keine Zeit.
Das heißt nun auch für den Blog: " Das war´s dann - schee war´s"
Bleibt die Frage: "Wie können wir die Erfahrungen, Erlebnisse, Bilder, Begegnungen, Gerüche, Geschichten ... möglichst lange am Leben halten?"
Vielen Dank an alle, die uns so treu begleitet haben. Vielen Dank für alle positiven Rückmeldungen. Vielen Dank für Euer Interesse an unserer Reise und unserem Erleben.
Wir würden es wieder tun ! Auf jeden Fall !
Irgendwie schon unwirklich, wenn man nach 10 Monaten am Karlsruher Bahnhof ankommt. Die Bezeichnung "Tristesse" wäre noch freundlich gewählt.
Erstes Erlebnis: Straßenbahnhaltestelle. 3 Frauen aus Nigeria mit 5 Kindern und all ihren Habseligkeiten warten ebenfalls auf die Bahn.
Ein Renter zu seiner Frau und erwachsenen Tochter in breitestem Badisch."Die hätten auch besser mal den Kopf einschalten und sich nicht so viele Kinder machen lassen sollen. Das riecht ja nach Familienzusammenführung." Es kam zu weiteren Abfälligkeiten gegenüber den Flüchtlingen, so dass wir uns nicht mehr zurückhalten konnten. Sonja warb für Verständnis. Ich hätte dem Typ am liebsten eine über die Mütze gezogen. Und basta.
Die Stimmung heizte sich weiter auf, so dass ich versuchte Sonja zu beruhigen ... mit mäßigem Erfolg. Die Tochter schaltete sich auch ein (noch weniger geistreich) :" Die bekommen alles und wir nichts ..."
Zum Glück kam die Bahn und die unfreundlichen badischen Zeitgenossen verschwanden.
Nette Begrüßung in Karlsruhe, oder?
Die Fahrt mit der Straßenbahn war dann trist und grau, wie die Fassaden der Häusserfluchten. Ziemlich spießig. Langweilig. Die Baustellen waren noch immer an der gleichen Stelle. Irgendwie schien die Zeit stehen geblieben zu sein.
Nachdem ich den KSC vergeblich in der zweiten Bundesliga gesucht habe und ich aufgeklärt wurde, dass ich in der dritten Liga suchen müsse, stellte sich unweigerlich die Frage : "Wieso sind wir schon zurück gekommen?"
Es gäbe noch viele spannende Orte in der Welt, die entdeckt werden wollen...
Nach der Besichtigung der Pyramiden von Teotihuacan in der Nähe von Mexiko-City ging es zum Flughafen.
Leider waren wir bei der Billig-Airline nicht gelistet und keine der Angestellten konnte auch nur drei Wörter Englisch (und wir kein Spanisch). Nach mehreren Stationen mit pantomimischen Einsatz spuckte der Drucker zwei Bordkarten nach Cancun aus und wir konnten unsere Rucksäcke aufgeben.
Irgendwie klappt es doch immer und irgend jemand kann einem immer helfen.
Cancun (zum Glück nur eine Nacht) empfing uns mit einer Mischung aus Las Vegas und Miami. Wir fanden es eher abstoßend und fühlten uns in dem kleinen familiären Hostel außerhalb der Hotelmeile deutlich wohler. Aber es war ja nur eine Zwischenübernachtung und am nächsten Tag ging es weiter nach Frankfurt.
Mexiko ohne Vulkanbesteigung? Das geht natürlich nicht und so machten wir uns früh morgens auf um den Nevado de Toluca zu erkunden. Immerhin bis 4570 m haben wir es geschafft und dann kamen die Wolken und Nebel, so dass wir uns lieber wieder auf den Rückweg gemacht haben.
Trotz der dünnen Luft ging der Aufstieg doch ganz ordentlich und zügig. Aber das Schnaufen fiel doch deutlich schwerer und kostete Kraft.
Dafür wurden wir mit der herrlichen Aussicht belohnt und mit dem Gefühl des Erfolgs.
Mexiko City. Das sind 23 Mio. Einwohner. Eine unüberschaubare, lebendige und völlig gegensätzliche Metropole. Zwei Tage lang haben wir so viel wie möglich angeschaut und die Stadt auf uns wirken lassen.
Allerdings waren wir nur in "safen" Gebieten unterwegs. Museen, Architektur, Essen, Straßenleben, Parks - einfach alles was so dazugehört. Pulsierendes Leben - eben.
Tja, und irgendwie haben wir gemerkt, dass wir so langsam reisemüde werden oder übersättig von den vielen Reiseeindrücken sind und diese gar nicht mehr richtig verarbeiten können, so dass wir uns entschieden haben "Peru/Bolivien" aufzusparen.
10 Monate Um-die-Welt-reisen haben uns gefordert, begeistert, den Horizont erweitert, zusammengeschweißt Sichtweisen verändert und, und, und.
So werden wir den deutschen Sommer noch zu Hause genießen und gaaaanz langsam versuchen wieder einen Alltag herzustellen.
Mal schauen wie uns das gelingt. Das Leben danach.
Wir hofften auf der letzten Etappe von Cerocahui nach Los Mochis noch auf den Zug aufspringen zu können. Denn die Straße endet in dem Dorf. Endstation mit dem Auto. Dann geht nur noch eine 300 km lange Offroadfahrt quer durch das Gebirge. Nicht unbedingt jedermanns Sache. Wir hofften, dass sie uns, wenn wir mal im Zug sind nicht mehr herausschmeißen werden. Schon ein bisschen Poker, oder?
Die Lage wurde tricky, denn der Zug fährt erst nachmittags und wenn wir dann doch keinen Platz bekommen, können wir nicht mehr mit dem Auto los fahren, da dann die Nacht kommt und es hier die Absprache mit den Drogenkartellen gibt, dass diese nachts operieren und die Touristen tagsüber unbehelligt reisen können.
Also entschieden wir uns am Vorabend ein Allradfahrzeug mit Fahrer klar zu machen um damit auf der sicheren Seite zu sein.
Apropos "sicher": Bei einer Wanderung (zum Glück mit unserem local Guide Juan, Spitzname Methusalix, 69 Jahre, - siehe Bild) kamen uns drei Fahrzeuge entgegen. Ein großer schwarzer Jeep mit vollverdunkelten Fenstern als erstes Fahrzeug mit dem Kartellboss und einigen Bodygards. Als zweites Fahrzeug folgte ein Pickup mit 6 Männern. Alle mit Pistolen am Gürtel und Maschinengewehren in der Hand. Die Blicke waren alles andere als freundlich. Mit etwas Abstand folgte ein weiterer Geländewagen mit der Nachhut. Einer finsterer dreinblickend als der andere. Nach 15 Minuten kamen sie wieder vorbei. Offensichtlich wurde mal wieder Schutzgeld eingetrieben. Sinnvollerweise hatte unser Freund Uwe sein camouflagefarbiges T-Shirt und olivgrüne Hosen an....Vermutlich um schnell im Maisfeld untertauchen zu können?
Sonja sagte ich mal lieber nichts davon, nachdem auch in dem Dorf uns bei der Rückkehr drei schwer bewaffnete Männer entgegen kamen. Die Polizei traut sich schon lange nicht mehr in die Region Chihuahua. Alles wird von den Drogenkartellen kontrolliert. Hier herrscht die höchste Mordrate weltweit.
Und wir mitten drin! Hammer. Fotografieren habe ich mich dann aber doch nicht getraut.
Am nächsten Morgen kam die Order: Zugstrecke durch Erdrutsch verschüttet. Alle Hotelgäste müssen mit den Fahrzeugen transportiert werden. Ein kleiner Konvoi von 3 Fahrzeugen wurde zusammengestellt und los ging die Fahrt. So waren wir schon nicht alleine in den Bergen unterwegs. Nach insgesamt 11 Stunden kamen wir ziemlich mitgenommen, zermürbt und durchgeschüttelt in Los Mochis an. Davon waren 9 Stunden derbe Schotterpiste. Die Kurven waren nicht mehr zu zählen. Diverse Berge, Höhenzüge, Wasserläufe mussten überwunden werden. Für Mensch und Material eine echte Herausforderung. Einmal standen wir quer, nachdem es wieder angefangen hatte zu regnen (zum Glück Richtung Berg und nicht Richtung Abgrund), eine Reifenpanne musste bewältigt werden und natürlich kamen wir voll in die Nacht. Ab Dunkelheit wurde dann quasi Stoßstange an Stoßstange gefahren. Auf den Fahrzeugen stand vorne und hinten in großen Lettern."Turismo". Hoffentlich können die Banditos auch Lesen!
Alles ging gut und wir haben das Abenteuer gut überstanden. Hätte ja auch ganz anders ausgehen können.
In Creel hatten wir zwei Tage Zeit und Lust zu wandern. Da in Mexiko das nicht ganz so einfach machbar ist, hilft uns Arthuro, unser Guide.
Am ersten Tourtag gibt es eine coole Allradfahrt und wir können durch die Bergwelt der Sierra Tarahumara wandern. Supertolle Ausblicke, Canyons, Wasserfälle - einfach genial.
Die Frage ist jedoch auch stets: "Wann kommt das Gewitter?" Denn in der Regel regnet es zur Zeit ab 14/15 Uhr.
Am zweiten Tourtag ein Leckerbissen: Ziplines im Copper Canyon. 7 Ziplines mit Längen bis 1100m und Höhen bis 500 m. Wenn dann da so 500 m unter einem nur Luft ist und über einem nur die Seilrolle und das Stahlseil ... kann man schon ganz archaische Gefühle entwickeln.
Eine besondere Challenge für Sonja. Nach anfänglichem Zögern und Bauchweh hat sie sich getraut und das ganz hervorragend gemeistert. Ganz klar: "Heldin des Tages". Tschakkaa!
Ich bin sehr stolz auf dich!
Erstens kommt es anders - zweitens als man denkt. Erst recht in Mexiko. Der Plan war von Mexiko City nach Chihuahua zu fliegen und dort den legendären Zug El Chepe durch den Copper Canyon zu nehmen und unterwegs einige Stopps und Übernachtungen einzulegen um dann wieder eine Woche später in das Flugzeug in Los Mochis zu steigen.
Da Rainy Season ist dürfte das Kaufen der Fahrkarten ja kein Problem sein...leider doch, denn der Zug war ausgebucht. Also Plan B: die erste Etappe mit dem Auto zurückzulegen und dann zu versuchen in den Zug zu kommen. Nette Idee.
Umsetzung zwecklos. Also das mit dem Auto und Fahrer war kein großes Problem. Aber auch in Creel waren keine Tickets zu bekommen. Zumal der Zug nicht jeden Tag fährt - zumindest nicht in jeder Klasse. Na dann eben auf die "local" Art: mit dem öffentlichen Bus. Heißt in diesem Fall mehr als die Hälfte der Zeit Stehen und der Kurvenfahrt Paroli bieten. Aber von Südostasien waren wir härteres gewohnt.
Surprise - Surprise.
Nachdem wir der Flash Flood in Las Vegas gerade noch entfliehen konnten, flogen wir in vier Stunden nach Mexiko-Stadt, wo uns undere Freunde Jutta und Uwe abholen wollten.
Und als die Tür vom Auto aufging war die Überraschung perfekt, denn nicht nur unsere Freunde aus Toluca sondern auch unsere Freunde Heike und Frank aus der Heimat saßen im Auto.
Die Überraschung war perfekt gelungen. Wir waren nur baff.
Und so werden wir nun zu sechst Mexiko erleben und erobern.
Uns tut die Gemeinschaft gut und wir freuen uns mal wieder richtig auf einer Toilette sitzen zu können, genießen die selbstgemachte Marmelade beim ausgiebigen Frühstück und freuen uns nicht planen zu müssen, sondern uns ganz auf unsere "deutsche Reiseleitung" zu verlassen. Wunderbar.
Das war vielleicht ein Schock: Nach fast 5 Wochen in der Wildnis und 14 Nationalparks - zum Teil recht einsam und still, kamen wir mittags in Las Vegas an.
Schon einmal die Einfahrt in das Hotel-Parkhaus zu finden, war eine größere Herausforderung als durch halb Amerika zu cruisen.
Nach längerer Suche dann doch erfolgreich im Parkhaus einen Platz ergattert. Nur jetzt wohin? Und vor allem mit unserer gesamten Campingausrüstung, Essensvorräten. Das 4-Sterne-Hotel war irgendwie nicht auf Camping eingerichtet - nur auf 3000 Betten für das Partyvolk schon.
In der Lobby tobte der Bär. An der Rezeption eine Warteschlange von 30-40 Leuten.
Menschen über Menschen. Überall. Partyvolk und Zocker rund um die Uhr. Einer skuriler als der andere. Getreu nach dem Motto: "Sehen und vor allem gesehen werden". Und die Damen: "Zeigen was man hat" (Oder so tun als ob :-)
Wir waren völlig überfordert. Auch mit dem Einchecken am Automaten, der dann irgendwann unsere Zimmerschlüssel doch noch ausspuckte.
Da das Hotel derart riesig ist, waren wir auch länger damit beschäftigt überhaupt den Weg zu den Aufzügen und ins Hotelzimmer zu finden. Am Pool (nur zum Abhängen und Rumstehen im Wasser - jedoch nicht zum Schwimmen oder dergleichen) dröhnte Rave-Musik mit derart massivem Bass, dass ich Angst um mein Trommelfell hatte.
Wie gerne hätte ich wieder in die Wildnis getauscht! Aber nun hieß es sich für die nächsten 3 Tage in diesem neuen Dschungel zurecht zu finden. Wir sind ja lern- und anpassungsfähig - zumindest um zu überleben.
Härter kann ein Übergang definitiv nicht sein. Da war der Wechsel von Namibia nach Delhi, Indien ja ein Kinderspiel.
53 Grad Celsius waren angesagt für das Death Valley. Also für unsere letzte Etappe in den USA hieß das, früh aufstehen (vor Sonneaufgang) und die Durchquerung des Tal des Todes zeitig angehen.
Die Nacht verbrachten wir in den Alabama Hills bei 30 Grad. Um 8 Uhr zeigte das Thermometer bereits 45 Grad an.
Uns kam bei der Abfahrt ins Death Valley eine Rennradgruppe bergwärts entgegen. O.K. Kann man - muss man nicht. Obwohl: ich wäre gleich dabei gewesen. Das Feld zog sich weit auseinander. Etliche sahen nicht mehr ganz so frisch aus. Aber alle winkten uns motiviert entgegen.
Mitten im Death Valley überholten wir dann einen Langstreckenläufer mit Begleitfahrzeug. Schon ziemlich verrückt bei 48 Grad stundenlang durch die Hitze zu rennen. Aber im Notfall kann er ja in das Auto einsteigen und Trinken hat er auch genügend dabei. Warum also nicht?
Kurz darauf kam uns freudestrahlend und gut gelaunt die Dame im Bild entgegen. Alleine, im Dauerlauf mit einem Buggy vor sich herschiebend. Bei dieser Hitze am tiefsten Punkt der USA im Badwater Basin - Respekt. Könnte man. Muss man definitiv nicht. Schon irgendwie ziemlich durchgeknallt.
Wir fuhren langsamer und boten ihr einen Müsliriegel an, aber sie lehnte dankend ab und trabte zufrieden weiter.
Magische Namen: Yosemite. Half Dome. El Capitan, Glacier Point. Das durfte natürlich nicht auf der Reise fehlen. Wir dachten zwar, dass es sicherlich voll werden würde - aber das was uns erwartete war unbeschreiblich.
Alle Campgrounds ausnahmslos überfüllt - bis Dezember 2017. 26 USD für ein paar staubige Quadratmeter Erde, ohne Wasser, ohne Dusche. Aber nichts gab es. Auf der Warteliste waren wir auf Platz 33. Ganze 9 bekamen um 15 Uhr noch einen Platz zugewiesen - nur für eine Nacht. Das heißt dann wieder am nächsten Morgen um 8 Uhr registrieren lassen und um 15 Uhr mit viel Glück auf einen Platz hoffen. Total stressig!
Wir konnten dann gerade noch außerhalb des Nationalparks einen Platz für zwei Nächte ergattern. Immerhin. Um der Hitze und den Massen zu entfliehen ging es am nächsten Tag sehr früh zum Vernal-Wasserfall. Schon auf dem Rückweg kamen uns hunderte Wanderer entgegen. Das ist nicht mehr lustig. Man tritt sich nur noch gegenseitig auf die Füße.
Auf Camp 4 gilt die Regel: First come - first serve. Also dachten wir gehen wir doch am dritten Tag recht früh zum Camp 4 um uns einzuschreiben. Gesagt - getan. 7 Uhr am Camp 4 bot sich ein Bild der Katastrophe: ca. 40-50 Leute reihten sich schon auf - zum Teil mit Schlafsäcken, Biwack oder Stühlen. Vermutlich schon die halbe Nacht wartend. Völlig bescheuert. Also wieder keine Chance auf eine Unterkunft im Yosemite. Uns hat es gereicht. Punkt aus. Weiterfahrt.
Fazit: Leute, bleibt im Juni, Juli und August weg. Es macht keinen Spass mehr.
Nach vier Wochen Hitze, Sonne, Sand, Steine und Canyons bei bis zu 46 Grad tagsüber und bis 34 Grad nachts hatten wir Sehnsucht nach etwas weniger Wärme und mehr Grün.
Also kurzerhand die Mojave-Wüste durchquert und uns aufgemacht nach Kalifornien zum Sequoia NP. Ja der mit den riesigen Mammutbäumen (Sequoia).
Nachdem wir Coyoten, Scorpione, Spinnen und Klapperschlangen überlebt haben gab es eine neue Herausfoerderung: Active Bear Area.
Sprich alles aus dem Auto raus und in die bärensicheren Container vor Ort einlagern: Zahncreme, Essen, eben alles was irgendwie riechen kann.
Gut. Endlich mal das Auto aufgeräumt. Sehr schönen Campingplatz im Park gefunden. Sogar noch einen Platz ergattern können und schon ging es los die Gegend zu erkunden.
Morgendliches Fotoshooting. Natürlich kommen die Sequoias/Mammutbäume besser heraus, wenn man einen Größenvergleich hat. Und Frauen positionieren sich ja gerne vor den mächtigen Stämmen (das lässt frau gleich viel schlanker aussehen...). Prompt auch eine gute Fotolocation gefunden bei der "Parker Group" (5 oder 6 Sequoias). Frau ähm Model in Position gebracht, auf den Bildausschnitt konzentriert und um ein optimales Bild zu bekommen noch mehr nach hinten gegangen - natürlich mit dem Auge an der Kamera. Um nicht doch noch zu fallen kurzer Blick nach hinten und ...
ja, 10 Meter hinter mir stand eine Bärenmutter mit ihren zwei kleinen Rackern. Schock. Kurze Info an die liebe Frau: "Geh doch mal ganz langsam zum Auto, da ist ein Bär hinter mir." Beim Stichwort "Bär" war das mit dem "ganz langsam" sehr schnell vergessen.
Nachdem die Bärin ganz ruhig blieb konnte ich kurzerhand zum Auto laufen und ... natürlich das richtige Objektiv holen um noch ein paar Bilder zu schießen.
Zwar keine guten, denn auf 10 Meter traute ich mich dann doch nicht mehr heran. Aber was zählt ist das Erlebnis.
Die weiteren Wanderungen mit Fotomodel sprich Frau verliefen leider nicht mehr so ganz tiefenentspannt. Warum weiß ich bis heute nicht. Komsich.
Beim Reisen entstehen unweigerlich Fragen über Fragen:
Zum Beispiel warum rennen alle Japaner mit langer Kleidung (klar, wegen der Sonne und weißen Haut und so...) und aber immer mit Regenjacke herum? Egal wie heiß es ist? Haben die genetisch bedingt keine Schweißdrüsen?
Oder warum hören in USA die Toilettenkabinen auf Kniehöhe und auf Schulterhöhe auf? Und vor allem warum sind die Spaltmaße bei den Kabinen so groß, dass alle Welt zuschauen kann? Im Bryce Canyon NP waren es auf dem Campground ganze 8 cm zwischen Trennwand und WC-Tür? Und was sollen denn die Pissoirs auf Knöchelhöhe?
Oder warum grüßen französische Touristen ausnahmslos auf Französich obwohl hier Englisch gesprochen wird? Ich sage doch auch nicht "Grüß Gott" beim Hiken in den USA.
Es wird also nicht langweilig beim Reisen und sobald Menschen aufeinandertreffen wird es spannend.
Wir teilen auch gerne unsere Zeltplätze (hier in USA sieht man fast seinen Nachbarn nicht mehr, so weit weg ist der nächste Stellplatz) mit anderen, die auch wenig Platz benötigen und so lernt man durchaus interessante Menschen kennen.
Und wie ist es so mit dem Reisen in USA? In der Regel heißt das 4:30 (Hawaii) oder 5:00 Uhr in der Frühe aufstehen und im Dunkeln noch zum Fotoshooting Sonnenaufgang fahren.
Also in den Nationalparks kommen wir meist gegen 11 oder 12 Uhr an und versuchen dann einen Platz auf dem Campground (immer ohne Dusche - manchmal auch ohne fließendes Wasser) zu ergattern. First come - first serve. Dann Essen und die erste Runde durch den Nationalpark fahren und Fotolocations zu sichten und festzulegen, welche Punkte nochmals Abends und welche Morgens angefahren werden sowie welche Trails wann sinnvollerweise (wegen der Hitze und dem Lichteinfall) gelaufen werden können. Wir haben zur Zeit hier bis 46 Grad tagsüber und nachts kühlt es je nach Nationalpark bis 12 Grad ab. Ich liebe meinen Schlafsack!
Ab und an gibt es dann auch mal eine Haarwäsche aus dem Wasserkanister oder ein paar Tropfen Wasser für den Körper - aber nur mal nicht übertreiben. Einmal in der Woche Duschen reicht völlig aus.
Geschirrspülen gibt es dann in der Trockenversion (mit Küchentüchern) oder mit Trockenvorspülprogramm und 10 ml Wasser zur Endreinigung. Wenn das Geschirr ohne Spülmittel gereinigt wird kannst du das Spülwasser sogar noch trinken und mußt es nicht wegschütten. Im Magen sieht es auch nicht anders aus :-)
Arches Nationalpark. Ja genau der mit den roten großen Sandbögen. Ein Traum für jeden Fotografen. Genaue Bilder schon im Kopf.
Das Problem war nur, dass wegen Bauarbeiten der Park von 7 pm bis 7 am geschlossen ist. Ergo: keine Bilder bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang - sprich beim besten Licht. Mist.
Also Plan B: gleich um 7 Uhr morgens in den Park, um das weiche Licht auszunutzen (und der Hitze des Tages - 46 Grad - zu entfliehen).
Gesagt, getan. Wecker auf 6 am gestellt, Abfahrt 6:30 am um dann 6:45 am Parkeingang zu sein.
Und... diese Idee hatten rund 100 Autos vor uns auch. Ich sah schon die schönen Bilder schwinden.
Wäre es möglich in einer rasanten Kurvenhatz die 100 Vorgänger auf der Fahrt in den Park zu überholen? Meine Beifahrerin schien sichtlich wenig begeistert von einer halsbrecherischen Fahrt. In Wirklichkeit wäre es auch kaum möglich gewesen. Also mal wieder in Gelassenheit üben und mittels Atemtechnik auf innere Entspannung umschalten.
Vielleicht kann ich ja ein paar beim Wandern zum Felsen überholen? Das sollte doch möglich sein!
Angekommen beim Parkplatz fanden wir zum Glück gleich einen Platz nahe am Eingang. Aber leider mal wieder die Rechnung ohne Gattin gemacht - denn was müssen Frauen immer auf einem Rastpaltz: Toilette besuchen. Immer. Mist. Und was ist immer vor der Frauentoilette: eine Warteschlange. Immer.
Die Bilder schon innerlich abgehakt, doch noch ein letztes Aufbäumen in mir: "Das darf doch nicht wahr sein. Die Zeit läuft mir davon und ich warte hier vor dem Trockenklo auf das Startkommando?"
Also kurzerhand "Tschüss" gerufen und "Wir sehen uns am Felsen" und innerlich gedacht "Mal sehen was in den alten Knochen noch so steckt - dann gib mal Gas, Junge".
Die Strecke war mit 60 bis 90 Minuten angegeben. Wollen doch mal sehen was geht. Und so wurde einer nach dem anderen überholt. Ich schenkte mir nichts. Nach 28 Minuten war ich da.
Letztlich kam ich als Fünfter am Delicate Arch an und hatte genau noch 4 Minuten bis die große Flut an Touristen einsetzte.
Das muß reichen - das hat gereicht. Glücklich und etwas dehydriert ging es auf den Rückmarsch. Diesmal brav im Einzugsbereich meiner "Nachzüglerin".
So. Irgendwann musste es ja mal passieren. Tagelang haben wir so vor uns hingelebt und gar nicht bemerkt, dass in Utah und Colorado eine andere Zeitzone ist.
War ja auch kein Akt. Ist ja egal wann wir aufstehen, wann Essen, wann Schlafen gehen...
Nun hatte wir aber für den Mesa Verde NP eine Tour gebucht, da die Pueblo-Behausungen nur mit Ranger besichtigt werden können - und gerade noch durch Zufall auf dem Campingplatz bemerkt, dass unsere Uhren irgendwie anders ticken.
Zum Glück kamen wir noch rechtzeitig und erlebten eine echt "schräge Vorstellung". Die Rangerin war total nett und eine Mischung aus Harry Potter auf Speed und einer ewig vergessenen alten Jungfer. Sie lieferte mit ihrer drei Oktaven zu hohen Stimme und den merkwürdigen Betonungen eine echte Show. Die Führung war seeeehr kindgerecht und interaktiv. Sie erwischte mich auch prompt beim Lehrerspiel "Was könnte ich denn meinen" beim Träumen. Mit etwas Improvisationsgeschick konnte ich mich noch retten. Alles nochmal gut gegangen.
Bei extremer Hitze und Sonne pur haben wir 3 Tage lang den Grand Canyon erobert. Mit dem Auto und zu Fuß.
Das ging von 4:30 Uhr morgends wegen dem Sonnenaufgang bis 10:00 Uhr vormittags ganz gut und dann wieder zum Sonnenuntergang. Dazwischen war die Hitze einfach unerträglich.
Man wird wenn man vor dieser grandiosen Kulisse steht wieder ganz klein und ehrfürchtig - dank der gewaltigen Ausmaße des Grand Canyons.
Weiter gings zum nächsten Highlight: Monument Valley. Da kamen doch tatsächlich die alten Kindheitserinnerungen an Karl May und John Wayne wieder hoch. Herrlich.
Und zelten konnten wir direkt im Valley mit Blick auf die Felstürme.
Dank Allrad konnten wir richtig Spaß bei der Runde im Monument Valley haben :-)
Jetzt sind wir gerade auf dem Weg vom Canyon de Chelly zum Mesa Verde NP. Ein Highlight jagt das nächste. Das ist das Geniale hier in USA.
So, die letzten beiden Tage auf Big Island/ Hawaii waren geplant als Beach-Tour. Einen Tag Westküste nördlich und einen Tag Westküste südlich. Denn für den Rest der Reise gibt es keine Küste, Meer und blaue Wellen mehr.
Und dann kam das Unerwartete: Am White Sand Beach war herrlich blau-türkisfarbenes Wasser, feiner weißer Sand und kniehohe Wellen. Logisch - dann mal nichts wie ins Wasser. Einfach perfekte Wassertemperaturen - badewannenwarm.
Tja und dann kam sie. Eine 2 m hohe Monsterwelle. Ohne Ankündigung. Ich dachte noch o.k. schwimmst du einfach oben auf, dann schaukelt es ein wenig und gut. Denkste wohl. Das Mörderteil brach kurz vor mir in sich zusammen und traf mich mit voller Wucht. Im Schleudergang gings durch die nicht enden wollenden Wassermassen. Keine Ahnung wo oben und unten war. Dumm dass da auch noch ausgerechnet ein kleiner Felsen unter mir war. Naturgewalt und ich ein kleiner Spielball.
Fazit: Fuß verschrammt, literweise Wasser getrunken, Ohrenschmerzen und vor allem meine teure
Gleitsichtbrille - hat jetzt ein Hai oder ein Delfin auf der Nase. Bei 6,5 Dioptrien muß der aber schon ziemlich blind sein, um jetzt sehen zu können. Ärgerlich - doch zum Glück habe ich
noch meine Ersatzbrille dabei. Ab jetzt heißt es aufpassen.
Also, der "alte Mann und das Meer" werden doch keine Freunde mehr. Das Element ist einfach nicht meins. Ich hab´s ernsthaft probiert.
So, nun sind wir schon ein paar Tage auf Big Island und in einem netten Hostel - alt und ehrwürdig - untergekommen.
Natürlich galt unser erster Besuch dem Volcanic National Park mit seinen aktiven Vulkanen. Sehr ergreifend wenn man diese Naturgewalten sieht und über die erstarrten Lavafelder fährt oder durch erloschene Krater wandert.
Abends hat sich dann der aktive Krater in glühendes Orange und Rot verwandelt. Leider kein Feuer gespuckt nur sein Süppchen geköchelt. Aber das machen die hawaiischen Vulkane generell nicht.
So fließt dafür hier unablässig heiße Lava - Stunde für Stunde in das Meer und schafft so neues Land. Und der Mensch kann nur staunend zusehen. Eingreifen zwecklos. Die Gewalten sind einfach zu unberechenbar. Da wird man ganz klein, überschaubar und begrenzt. Eben doch nicht alles im Griff!
Das hatte natürlich nicht fehlen dürfen: Zumindest eine Etappe des berühmt-berüchtigten Kalalau Trails entlang der zerklüfteten Na Pali Küste zu laufen. Für den gesamten Trail benötigt man mindestens 3-4 Tage und vor allem ein heiß begehrtes Permit.
Bei Sonnenschein und extremer Hitze losgelaufen, wie die Weltmeister geschwitzt (wenn Muskeln weinen) und ab dem Hanakapia Beach hat dann das spezielle Klima der Na Pali Küste zugeschlagen. In Form von tropischen Regengüssen, die sich innerhalb Sekunden entladen. An sich kein Problem, da wir eh völlig durchgeschwitzt waren - nur die technische Ausrüstung und das Fotoequipment sollte natürlich schon trocken bleiben. Wir gaben unser Bestes. Von oben Regen und von unten Schlamm. Nur nicht ausrutschen...
Zurück ging es dann gleich an der Haena Beach in das wunderbar warme Wasser um wieder sauber zu werden.
Es hat sich allemal gelohnt und war der Mühe wert! Auch wenn sich heute die Muskeln melden. Wen interessiert das denn schon?
Das könnte doch dem Paradies schon ziemlich nahe kommen.
Wir haben uns kurzerhand - weil das Wetter heute nochmal so gut war - für einen Flug über Kauai entschieden.
Und es nicht bereut!
Es war einfach atemberaubend schön und das Wetter hat gehalten. Kurz nach unserer Landung hat es dann angefangen zu regnen.
Fast 500 Bilder in 60 Minuten - das mache ich auch nicht jeden Tag :-)
Sonja hatte zwar den gesamten Flug über eine erhöhte Körperspannung (der Flug war streckenweise doch recht turbulent) und das Sitzpolster hatte deutliche Fingerabdruckspuren von ihrer Hand - aber sie genoß den Flug um die Insel genau so wie ich.
Das ist jetzt natürlich schwerlich noch zu toppen.
Höchstens durch einen späktakulären Vulkanausbruch auf Big Island....und wir selbstverständlich live dabei!
Bei Regen an der Ostküste von Kauai heute morgen losgefahren und dann den ganzen Tag Sonnenschein gehabt auf der Westseite der Insel.
Neben dem Waimea Canyon haben wir auch die Na Pali Küste besucht. Einzigartig und atemberaubend schön.
Highlight war für mich der Trail vom Kalalau Lookout auf dem schmalen Felsgrat (bis es nicht mehr weiterging). Der Trail war sehr schmal, extrem steil und vor allem häufig recht ausgesetzt. Also absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit waren stets gefragt. Ein Fehltritt oder einmal Ausrutschen und das war es dann auch. Ich konnte gar nicht genug bekommen und lief und lief. Man könnte es auch Flow nennen. Herrlich. Total die Zeit und das Trinken vergessen. Aber immerhin 900 Bilder geschossen - stets in der Hoffnung dass ein oder zwei gute dabei herausspringen.
Bei der Rückkehr empfing mich dann eine etwas aufgelöste Sonja, die sich schon Sorgen gemacht hatte, da ich natürlich viel zu lange unterwegs gewesen war.
Tja, der Flow ist so eine Sache... Es war der Hammer.
Aloha.
Wir haben es nach 18 Stunden Flug in der Holzklasse von Australien nach Kauai auf Hawaii geschafft (und auch unser Gepäck trotz verschiedener Flüge und verschiedener Flughäfen). Trotz Langstrecke gab es nur einen kleinen Snack und kein Abendessen. Das Filmangebot war aus den 70er und 80er Jahren und vornehmlich in Japanisch und Koreanisch. Also keinen Film geschaut und versucht zu schlafen - mit sehr mäßigem Erfolg.
Zum Glück funktionierte mit dem Mietwagen alles reibungslos. Außer meiner Umstellung von 8 Wochen Linksverkehr nun wieder auf einen Linkslenker. Und wieder alles umdenken: blinken - nicht den Schweibenscher anschalten...oh Mann.
Und so ging es gleich am nächsten Tag mit dem Mietwagen an der Nordküste entlang, wo sich ein Strand an den nächsten anschließt. Wunderschön auch wenn das Wetter nicht ganz optimal ist (zumindest zum Fotografieren), denn im Inselinneren türmten sich die dicken Wolken. Wir nehmens wie es kommt.
Nachdem wir nun 8 Wochen und über 3000 km Küste, sprich Strände in Australien erlebt haben, sind die Strände hier trotzdem was besonderes (vor allem die Wasserfarbe) - wenn auch nicht mehr ganz so überwältigend wie uns vorgeschwärmt wurde. Vielleicht auch weil hier alles touristisch ziemlich überlaufen ist. In Australien kann man auch viele Strände ganz für "sich" haben.
Den Aloha-Spirit haben wir schon kennengelernt - wie immer an der Supermarktkasse: extrem tiefenentspannt. Ob ich jemals dahinkommen werde? Ich habe so meine berechtigten Zweifel.
Denn meine Entspannung wich schlagartig bei den Preisen. Ein labbriges Toastbrot kostet hier zwischen 5,49 $ und 6,99 $. Da braucht es schon ganz schön viel Meditationsübung um entspannt zu bleiben. 1 Liter H-Milch: 3,69 $.... Vielleicht doch eine Fastenkur auf Hawaii?
Nun sind wir im JJ´s Backpackers in Cairns auf dem Parkplatz und genießen noch die letzten beiden Tage in Down Under mit warmer Dusche, Küche, sauberer Toilette und halblangsamen Internet.
In der Stadt gibt´s eine angelegte Salzwasser-Lagune zum Schwimmen (Bild) mit Blick auf´s Meer. Einfach genial.
Es fiel ja schon ein wenig schwer heute morgen auf dem freien Rastplatz wo wir kostenlos über Nacht (mit anderen 54 Campern) standen die 6,50$-Stühle zurückzulassen und damit zu erkennen, dass unsere Australienzeit viel zu schnell zu Ende gehen wird - aber das Ende unmittelbar bevorsteht.
Aber ein paar Jungs mit gebrauchter Schrottkarre haben sich die zerschlissenen Stühle gleich unter den Nagel gerissen und über das Schnäppchen gefreut. Jetzt müssen sie nicht mehr auf dem Boden sitzen und das Leben der Faltstühle wurde so auch verlängert. Was will man mehr?
Es ist richtig spannend wer hier wie unterwegs ist: Jungs meist sehr spartanisch und minimalistisch. Mädels meist in besseren Mietcampern und Pärchen decken die gesamte Bandbreite ab.
Hier in Australien sind unzählige Backpacker und Camper unterwegs und ab und zu trifft man sich dann wieder auf den Rastplätzen zum Übernachten. Denn gemeinsam ist es einfach sicherer. In Kontakt kommt man eher mit anderen Travellern (sehr häufig aus Deutschland) - obwohl wir meist im Alter deren Eltern sind.
Aloha - Hawaii. Wir kommen.
Ja, inzwischen sind wir ganz im Norden von Australien angekommen. Gestern waren wir am Cap Tribulation. Dann wäre es nur noch mit Allrad weiter gegangen.
Der Daintree NP ist der älteste feuchte Regenwald der Welt. Sehr beeindruckend und vor allem, wenn man wie wir bei Regen unterwegs waren. Sozusagen völlig authentisch...und nochmal spannender.
Zuvor gab es schonmal bei Mission Beach 3 Tage Dauerregen der Marke "Weltuntergang". Zum Glück waren wir gerade mal auf einem Campingplatz der genügend Möglichkeiten hatte trocken zu bleiben und bei Sonnenschein auch wieder alles im Auto trocken zu bekommen.
Wir nutzten die Zeit zum Lesen, Planen und die vielen "Tatorte" nachzuschauen, denen wir reisetechnisch sonntags fernbleiben mussten.
Tja und was macht man um dann die weitere Wartezeit zu überbrücken? Aus Verzweiflung und um nicht gänzlich depressiv zu werden (oder gerade erst recht?) schaut man in der ARD Mediathek nach weiteren Filmen. Und so kam was kommen musste. Filme wie "Eine Sennerin zum Verlieben" oder weitere Schnulzenfilme werden bei Dauernieselregen zur ersten Wahl. Nun ja - so weit kann man sinken.
Aber mit den ersten Sonnenstahlen waren wir dann nach kurzer Trocknungsphase auch schon wieder unterwegs.
In ein paar Tagen geht es weiter nach Hawaii und 8 Wochen Australien sind dann schon Vergangenheit.
Hoffentlich wird der Zugriff auf Internet wieder einfacher. Australien hat hier definitiv noch großen Nachholbedarf!
Jetzt sind wir doch recht zügig in Townsville angekommen, da es zwischendurch irgendwie wenig zu bewundern gab und die kostenfreien Übernachtungsplätze hier in Nord-Queensland streckenweise rar sind.
Aber so langsam wird es landschaftlich wieder interessanter mit den Feuchttropen und es gibt etliche Nationalparks.
Handicap ist eigentlich nur im Norden, dass die geteerten Strecken weniger werden und wir Allrad bräuchten - aber nicht haben und der Vermieter offroad untersagt hat. Wenn der wüsste, was ich alles mit "normalem Wagen" fahren könnte...
Immerhin hatten wir letzte Nacht den ersten Übernachtungsplatz direkt am Meer (Bild). Bisher waren die Gemeinden und Städte nicht erpicht auf Camper und Co. im Stadtbild.
Es war wunderbar. Traumhafter Sonnenuntergang. Dann Vollmond. Und am Morgen einen Sonnenaufgang mit strahlend blauem Himmel. Krokodile kamen (leider) keine.
Jetzt brauchen wir nur noch eine öffentliche Dusche am Strand in Townsville. Da es hier warm ist, geht das mit den kalten Duschen an den städtischen "Lagunen" oder Badelandschaften ganz gut.
Apropos "Lagunen". Die gibts es fast in jeder größeren Stadt. Freie, schön angelegte Schwimmflächen inmitten der Städte mit sämtlichem Schnickschnack, da man hier im Meer nur sehr begrenzt schwimmen darf (Quallen, Salzwasserkrokodile und Haie) - und das ist sogar meistens kostenlos. Was will man mehr.
So langsam sind wir dann doch in den Tropen angekommen. Neben all dem unnötigen und gefährlichen Getier in Australien, kommen nun noch Krokodile und Würfelquallen hinzu. Beide absolut tödlich.
Insofern sind die Strandzeiten und das Wellenreiten oder Schwimmen im Meer nun tabu.
Also deshalb gestern auf in den tropischen Regenwald Eungella (sprich : Jun-Gella) . Im Hinterland bei Mackay. Dann hat der Regenwald auch noch seinem Namen alle Ehre gemacht und es regnete ein wenig. Da die Temperaturen trotzdem sehr angenehm waren, ging es logischerweise in kurzen Hosen und blanken Füßen auf den Rundweg durch das Paradies.
Die Freude über die entdeckten Schnabeltiere (eierlegende Säugetiere) hielt nur kurz an, da der Angriff der Killer-Blutegel nicht auf sich warten ließ. Dutzendweise griffen sie von allen Seiten an und wir waren beschäftigt neben dem zügigen Weitergehen die blutrünstigen Tierchen wieder rechtzeitig zu entfernen.
Da es schon spät war entschieden wir uns auf dem Camp im Nationalpark zu übernachten. Bei der Absuche am Abend kam dann doch noch ein Blutsauger zwischen den Zehen zum Vorschein, der schon ganz ordentlich sich an dem roten Saft bereichtert hatte - schwups flog er in hohem Bogen aus dem Auto samt roter Socke.
Zurück an der Küste begleiten uns nun ständig die Warnschilder vor Krokodilen (Süß- und Salzwasser), Quallen und Schlangen. Sogar im Schwimmbad von Mackay stehen Schilder, dass es Schlangen gibt und man vorsichtig sein solle!
Noch besser sind aber die Schilder am Highway (Bruce "Allmächtig" von uns genannt): "Take a Rest or R.I.P." oder " Survive or drive" oder sie haben lustige Ratespiele oder kurze Witze am Wegesrand um die Fahrer bei Laune bzw. wach zu halten.
Dann gibt es Schilder wie "Crash-Zone wegen Müdigkeit next 150 km". Sehr hilfreich, wenn die Straße (es gibt nur den Bruce Highway oder Offroad) nur schnurgerade verläuft und die Zuckerrohrfelder oder das Buschland endlos erscheinen.
Und man maximal 100 km/h fahren darf. Was allerdings sehr dem Spritverbrauch zu Gute kommt.
Nach einigen Tagen im australischen "Hinterland" ging es nun nach Brisbane.
Ein kurzer Blick in den Campingführer - alles klar den günstigsten am Rande von Brisbane anvisiert. Dort angekommen offenbarte sich doch ein desaströses Bild. Lauter Baracken und nur Dauerbewohner aus dem sozialen Brennpunkt. Unser Platz zum Überanchten war dann auch zwischen Baumaschinen und Müllhalde.
Dann doch noch der Blitz-Einfall: Das Backpackerhostel in Brisbane stellt auch Parkplätze, Toilette, Dusche und Küche zur Verfügung. Also nichts wie hin. Jetzt stehen wir in der Tiefgarage des Backpackerhostels und genießen oder besser wundern uns über die "heutige Jugend" die so hier verkehrt. Man könnte sich glatt 25 Jahre jünger fühlen - oder doch nicht und froh sein, dass man soooo coooool nicht mehr sein muß. Die Dialoge und Konversationen der Dormnächtiger sind doch sehr einfch strukturiert und der Wortschatz beläuft sich vermutlich auf wenige Vokabeln. Grammatikalisch besteht auf jeden Fall Nachholbedarf. Ein Beispiel? "Hey Alter, was geht so ab?" Essen geht so ab" "Alles klar". Gespräch beendet.
Im Übrigen läuft hier überwiegend Musik der 70-er und 80-er Jahre - also bitte mal schön: das ist unsere Musik. Liebe Jugend lasst doch einfach die Finger davon - denn das war damals richtig cool!
Kleines Update zum Klopapier. (Treue Leserinnen und Leser sind nun klar im Vorteil - siehe Namibia).
Folgende Botschaft hing bei Bill´s Campsite bei den Dangar Falls im Dorrigo Rainforest NP.
Ich laß die Botschaft erst nach vollbrachter Tat in der Abfahrtshocke (die Skigymnastik lässt grüßen).
Und dann begann die eigentliche Arbeit.
Mit dem Schöpflöffel die oberen Rollen leicht anheben, um dann der entlasteten untersten Rolle mit filigranem Feingefühl Blatt für Blatt zu entlocken. Ein längeres Stück für die gewohnte Falttechnik war hierbei undenkbar.
Problem war vor allem die zeitliche Perspektive... Und das beginnenende Muskelzittern in den Oberschenkeln.
Aber es ging noch härter!
Tag darauf im Cathedral Rock NP auf der stilgerechten Trockentoilette. Da nicht klar war, ob es Papier gibt, erstmals vorsichtshalber eine Rolle eingepackt.
Sehr nobel: es gab einen Rollenspender. Schon wieder was gespart! Leider die unterste Rolle leer. Kein Problem, dachte ich, dann die nächste von oben nachladen. Auch kein Problem. Jetzt allerdings den verklebten Anfang der neuen Rolle herausfummeln war eine Herausfoderung erster Kategorie. Wie üblich alles in Abfahrtshocke und heruntergelassener Hose. Dann kurzes Atemstocken, denn über der Rolle krochen aus dem Rollenbehälter plötzlich zwei behaarte Beine der Länge 8-9 cm hervor - stracks Richtung meiner Finger. Weniger gut.
Also ruhig bleiben, doch lieber eigenes mitgebrachtes Papier benutzen und schleunigst den Rückzug vollziehen, denn das Tierchen mit den 8 Beinen war giftig. Die Camping-Nachbarin auf dem letzten Platz wurde letztes Jahr gebissen und war einen Tag lang halbseitig gelähmt.
Seither schaue ich auf jeder, wirklich jeder Toilette den Rollenspender sehr genau an.
Mittlerweile haben wir uns ganz gut eingespielt mit unserem kleinen Camper, in dem man leider wenn das Bett innen umgebaut ist nicht mehr aufrecht sitzen kann. Aber das Wetter hat bisher ganz gut mitgespielt und so sind wir den ganzen Tag draussen - genießen Sonne, Meer, Strand und die sagenhafte Landschaft.
An was ich mich aber nicht gewöhnen werde, ist dass man ab fünfzig mindestens einmal nachts raus muss.
Weniger müssen müssen - oder wie war die Werbung? Laut Urologe sind zweimalige WC-Besuche in der Nacht völlig unbedenklich. Toll!
Tja, lieber Doctore Urologe: Sie müssen ja hier nachts nicht auf den seltsamsten Camp-Gelegenheiten raus. An der Autobahnraststätte bei stürmischem Wind 200 m zur Eldelstahl-Latrine latschen macht keinen Spass. Oder auf der Wiese am See, wenn draussen die Sicht wegen Nebels gerade mal 3 Meter beträgt und die Wombats hyperaktiv sich durchs Gelände bewegen.
Oder die Public Toilets sich über der Brücke 100 m im Ort befinden... Die Dorfjugend lässt grüßen!
Und vor allem gibt es überall Hinweisschilder wegen Schlangen, Spinnen und sonstigem tödlichen Getier das in Australien nur liebend gerne zubeißt. Besonders in der Nacht.
Aber auch eine interne Lösung scheitert an der Platzenge und den fehlenden Lagerungsmöglichkeiten. (Den Hygiene-Check besteht unser altes abgeranztes Gefährt so wie so nicht mehr).
Verkneifen geht auch nicht, wenn erst vier Uhr morgens ist und man an nichts anderes denken kann ... Und der nahende Morgen doch noch so fern ist.
Ab 16 Uhr nichts mehr trinken? Möglich, aber völlig dehydriert in die Schlafhöhle zu gehen macht auch keinen Spass.
Ungerecht ist ja, dass das offensichtlich ein Männerproblem zu sein scheint. Denn die liebe Gattin muß weniger müssen müssen. Warum nur immer wir Männer? Und auch noch im Alter? Sollen doch die Jungen nachts raus müssen, die sind doch noch fitter und beweglicher! Was soll´s.
Endlich...halbwegs funktionierendes WiFi. Tja, das war in Südostasien alles kein Problem. In jeder Spelunke und billigen Absteige - es gab halbwegs funktionierendes Internet. Und nun sind wir schon bald zwei Wochen in Australien unterwegs und bisher kaum akzeptables Netz. Down under oder unterirdisch ....
Aber das Land ist traumhaft schön. Wir konnten unseren Campervan oder besser Camper-MINI-Van in Sydney entgegennehmen. Er hatte 484.000 km schon gelaufen, sieht entsprechend innen und außen aus - aber er läuft bisher wie ein Uhrwerk. Nur Durst hat er etwas viel. Aber was solls - war ein Schnäppchen...
Was man vom Campen und Leben in Australien nicht behaupten kann. Alles sündhaft teuer. Ein Stellpaltz für den Camper ist kaum für unter 40 $ zu bekommen (ohne Strom versteht sich).
Nach einigen Tagen in den Blue Mountains mit tollen Panoramen und herrlichen Trails zum Wandern ging es Richtung Süden - ohne Plan. Und so hielten wir wo wir wollten an und genossen die Natur: Berge, Meer, einsame Buchten, Känguruhs, Wombats, Papageien...
Das nette australische Völkchen zeigte sich anders als im Reiseführer angeprießen, als sehr kauzig, wortkarg und eigenwillig. Bis hin zur Sprache. Ich dachte bisher, dass in Australien Englisch gesprochen wird. Aber das was hier über die Lippen kommt geleicht eher einem Kautabak-Kauderwelsch. Ich habe (bis auf Sydney - hier kann man Englisch) bisher keinen Menschen verstanden. Gegrüßt wird selbst auf dem Campingplatz oder beim Wandern nicht und wenn, dann sind die Begrüßungen stehts anders lautend. Bislang konnte ich nur "Morning" einmal verstehen. Ein sonderbarers Volk.
Vor allem beim Camping (Nationalsport in Australien). Es werden überwiegend Wohnwagen gezogen. Allerdings in Größe eines Zweifamilienhauses. In der Regel geländegängig und für 3 Monate autark ausgestattet. Mit gasbetriebener Außendusche, BBQ-Grill der Marke "Meiner-ist-größer", Angel- und Bootausrüstung für die Bezwingung des Yukon-Rivers - alles natürlich auf dem überdimensionierten Pick-up geladen.
Da es abends auf dem letzten Campingplatz auf gefühlte 18 Grad "abkühlte" bringt der schlaue Aussie-Camper natürlich seinen Heizpilz mit und sitzt in kurzer Hose und barfuß darunter. Damit Madame die Haare föhnen kann, schleppt der echte Australier selbstverständlich einen Stromgenerator mit, um den 2500-Watt-Fön betreiben zu können. Zur Toilette wird mit dem Monstertruck stilecht gefahren und irgendwie sind alle um 20 Uhr im Bett. So viel Schlaf wie hier habe ich noch nie bekommen. Punkt 18 Uhr wird es Nacht und da wir häufig auf einfachen Plätzen ohne Strom übernachten ist gegen 20 Uhr Schicht im Schacht.
Also kurz und gut: man kann so einiges beim Campen in Austtralien erleben!
Aktuell sind wir über Ostern in Sydney und in Kürze geht es dann stets nach Norden der Küste entlang, denn Ende Mai müssen wir den Campervan, der im Übrigen den Namen "Dr. Smith" hat (eine Autonummer zur Identifizierung hat dem Vermieter nicht gereicht), wieder abgeben.
Leider zeigte sich die Natur recht launisch - zumindest was das Wetter anging. So wechselte sich bei unserer Family-Tour auf Bohol Sonne und Regen ab.
Aber davon ließen wir uns nicht beeindrucken und erlebten auf dieser kleinen Insel ein paar entspannte und erlebnisreiche Tage in der einzigartigen Natur: Strand, Regenwald, Chocolate Hills, Loboc River, Koboldmakis...
Zu dritt im Tricycle fahren forcierte dann auch schnell zu artistischer Origami bis man sich zusammengefaltet im Gefährt positioniert hatte. Mittels Schnickschnackschnuk wurde ermittelt, wer zusammengeklappt als Sozius beim Fahrer sitzen und wer im Beiwagen mit angehaltener Luft einsteigen muß. Und wenn es dann noch sintflutartig regnete, dann war die Frage, welche Körperteilen denn naß werden können und welche möglichst nicht. Immer wieder lustig und vor allem recht günstig.
Feeding. Kinderspeisung. Straßenkinderarbeit.
Gestern Abend gings mit dem Outreachteam auf einen Müllsortierplatz mitten in der Stadt. Dort leben jede Menge Familien mit ihren Kindern auf der Straße und versuchen mit Wertstoffmfüll (Papier, Plastik und Metall) etwas zum Überleben zu verdienen. "Gewohnt" wird im Freien, geschlafen wird auf einem Pappkarton unter einer Plastikplane, da es auch immer wieder Regen gibt. Eigentlich unvorstellbar - vor allem wenn man vor Ort ist. Ansonsten ist man ja (leider) solche Bilder schon gewöhnt.
Die Kinder empfingen uns natürlich lautstark und freuten sich schon dass großgewachsene Bleichgesichter kommen. Denn die kann man gut als Klettergerüst gebrauchen. Jeder hatte sofort 10 Kinder an sich hängen. Und alle wollten durch die Luft geschleudert oder auf den Arm genommen werden. Ich garantiere: Die Kinder haben mehr Ausdauer als Du! Ein hervorragendes tropisches Fitnessprogramm. Und wenn du dich mal "überwunden" hast die dreckigen, hustenden, Nase triefenden und verlausten Kinder auf den Arm zu nehmen, dann ist der Bann sowieso gebrochen. Die Kinder haben keinerlei Scheu vor Dir - woher auch. Zu verlieren haben sie nichts. Bis 4 oder 5 Jahre laufen die Kinder häufig nackt herum, da sie noch nicht trocken sind und das dann praktischer ist.
Programm? Ja, am Anfang stehen Singspiele, Sport, Tanz. Danach gibt es altersensprechend eine kurze Message in Kleingruppen. Und dann wird ziemlich brav in einer Reihe angestanden um eine Schüssel Essen zu erhaschen, die wir mitgebracht haben.
Die meisten Kinder die hier im Heim der Organisation leben, fallen den Streetworkern beim Feeding-Programm auf. Bei besonders vernachlässigten Kindern wird geschaut was in der Herkunftsfamilie los ist oder ob es überhaupt noch eine Familie zu dem Kind gibt und eine Heimunterbringung sinnvoll erscheint. Die bürokratischen Hürden sind auch auf den Philippinen sehr hoch.
Auf alle Fälle sind die Kinder sehr dankbar, dass ihnen wenigstens einmal in der Woche jemand Aufmerksamkeit und Bedeutung schenkt, denn das ist es wonach die meisten Kinder sich hier sehnen. Nicht einmal so sehr etwas zum Anziehen oder ein Dach über dem Kopf oder eine Mahlzeit. Man nennt es auch Liebe was den Kindern hier von Anfang an fehlt - warum auch immer. Dies zu bewerten steht mir als Besucher auch gar nicht zu. Die Schuldfrage stellt sich angesichts der bitteren Armut ebenso nicht. Mitgefühl oder Wut - das ist die Frage.
Straßensozialarbeit auf den Philippinen - das heißt zwar "nur" ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Not ist an vielen Ecken sichtbar. Aber wenn auch nur einem Kind dadurch geholfen werden kann, lohnt sich die ganze Mühe und auch die Rückschläge.
Natürlich könnte die Regierung mehr tun: gegen Korruption, gegen Arbeitslosigkeit, gegen Armut, gegen Drogen, gegen Kriminalität ... Aber ist es nicht zu bequem auf die anderen mit dem Finger zu zeigen und sich überheblich zurück zu lehnen? Oder die Augen zu schließen?
Als Reisende geht das Augenschließen ja noch ganz gut - aber es ist bemerkenswert wenn man (wie unsere Tochter) ein Jahr hier investiert und mit aller Kraft und Kreativität versucht zu helfen. Immerhin ein Tropfen! Den Kindern tut es unheimlich gut. Und es verändert die eigene Perspektive auf das Leben.
Immer wieder wird man dann auch dankbar in Deutschland geboren zu sein, mit allen Annehmlichkeiten, die für uns so selbstverständlich sind und hier auf den Philippinen fehlen: Trinkwasser, soziale Systeme, Hygiene, Gesundheitsvorsorge, Bildung... Man lernt es hier sehr schnell zu schätzen, was zu Hause "normal" ist.
Was wir auch schätzen ist, dass wir keine krankheitsübertragenden Stechmücken in Deutschland haben (ich bin täglich total verstochen - es ist ein Kampf gegen Windmühlen), Flöhe und Läuse überwiegend in Deutschland ausgerottet sind, dass wir kein tropisches Klima haben und das ganze Jahr über schwitzen müssen, dass die Wäsche trocknen kann, dass wir Wasser aus dem Hahn trinken können und das Klopapier ruhig in das WC werfen dürfen und nicht wie hier im Abfalleimer sammeln müssen. Ja, ja es überhaupt Klopapier gibt und man es nicht überall mitbringen muß.
Pünktlich zum 19. Geburtstag unserer Tochter sind wir in Cebu City eingetroffen.
Es ist schön sie nach 6 Monaten wieder einmal live zu erleben und vor allem sie in ihrem "neuen" Umfeld mitzubekommen. Aber zuerst musste der Geburtstag gepflegt gefeiert werden (Bild).
Ich kann nur sagen: "Respekt". Sie hat keine Berührungsängste mit verlausten Straßenkindern, bringt Erst- und Zweitklässlern Englisch bei, erträgt die unsägliche Hitze mit Geduld, ignoriert die Tigermücken, die Kakerlaken und sonstiges Ungeziefer sowie manche Eigenarten der Filippinos. Fährt mit den Jeepneys mit Selbstverständlichkeit durch die Millionenstadt. Spricht Cebuano mit den Kids....
Echt Respekt! Da sind wir aber mal richtig stolz! (Scheinbar doch nicht alles falsch gemacht)
Wir sind von der Hitze (41 Grad Celsius) und der hohen Luftfeuchtigkeit ziemlich erledigt. Auch die vielen Menschen um uns herum sind wir nicht mehr so gewöhnt. Wir sind halt doch keine neunzehn mehr.
Katholisch - erzkatholisch - philippinisch katholisch.
Also katholischer als hier auf den Philippinen geht es ja gar nicht. Aber man kann sich auch keine 100 m weit bewegen um nicht über ein der tausenden Freikirchen und religiösen Splittergruppen jeglicher Coleur zu stolpern. Überall prangen in großen Lettern, die verschiedenen Namen der ortsansässigen Gemeinden und ihre Heilsversprechen.
Irgendwie habe ich mich aber schon gefragt, wenn es schon so viele helfenden, nächstenliebenden und christlichen Gemeinden gibt, warum tut sich bei der Armutsbekämpfung denn augenscheinlich so wenig? Armut als Schicksal, wie in Indien das Kastenwesen? Oder schauen die vielen mittelschichtsorientierten Kirchen auch so gerne weg?
Dazu gibt es gibt zehntausende NGO (Nichtregierungsorganisationen) im sozialen, caritativen Bereich - zum Großteil aus dem Ausland. Streiten die sich schon um die "Armen" und diese bleiben dabei auf der Strecke? Kommt die Hilfe nicht an? Oder ist es nicht die richtige Art und Weise?
Nicht ganz einfach hier in Manila die extremen Unterschiede zwischen Arm und Reich auszuhalten.
Nach Banaue und den Reisterrassen ging es mit dem Minivan nach Sagada. 2 Stunden Fahrt durch die wunderschöne Bergwelt Nordluzons.
In Sagada empfingen uns herrliche Temperaturen um die 25 Grad, da das Bergdorf auf 1600 m Höhe liegt.
Sagada ist bekannt durch die Karstfelsen an denen die Bewohner ihre Verstorbenen in Särgen "aufhängen" (Bild).
Ein wenig spuky für uns.
Arg viele sind es ja nicht. Anhand des Marketings und der Reiseführer geht man von vielen hunderten Holzsärgen aus - Pech gehabt. Es lässt sich an zwei Händen abzählen.
Darüberhinaus gibt es noch ein paar Höhlen in der Gegend.
Nachdem aber für jeden Schritt den man in dem Dorf machen will, jede Höhle, jeder Pups ein Guide vorgeschrieben ist, der einen natürlich nicht selbstlos und aus Nächstenliebe oder um sein Englisch aufzubessern begleiten will, blieb es beim (illegalen) Wandern ohne Führer.
Trotzdem ist der Ort wunderbar relaxt und man kann herrlich ausspannen - von was auch immer.
Banaue - ein augenscheinlich unattraktives Bergdorf in Nord-Luzon beheimatet die wunderbaren Weltkulturerbe-Reisterrassen. Ein wahrlich beindruckendes Naturschauspiel.
Von Manila fuhr mal wieder nur ein Nachtbus nach Banue (350 km und 10 Std.). Und immer wenn man dachte es kommt nicht mehr härter - es kommt. Es war ein ganz normaler Bus, nein, kein Sleeper oder Liege... oder irgendwas. Dafür gab es aber Schockfrosten im Bus und so tingelten wir bei gefühlten - 5 Grad im Bus gen Norden.
Der Busfahrer weckte uns sanft mit Countrymusik bei Sonnenaufgang (der gesamte Bus sang mit) und so konnten wir noch ein wenig die Fahrt durch die philippinischen Kordillieren genießen.
Da sich die Reisterrassen und Co. nur mit Fahrer und/oder Guide bereisen lassen buchten wir vor Ort nach zähen Verhandlungen einen Kollegen.
Am ersten Tag gings nach Hapao zu den dortigen Reisfeldern und den Hot Springs. Bei 32 Grad Lufttemperatur ein zweifelhaftes Vergnügen. Aber der Gebirgsbach nebenan ließ das ganze zur Kneippkur werden.
Am zweiten Tag ging es mit einem Tricycle zu den Reisterrassen von Batad. Gandios und einzigartig. Schon die Hinfahrt genial. Eingepfercht in den Beiwagen wie Ölsardinen ging es mit dem 150ccm Mopped die 25% Steigungen hinauf. Immer wieder mussten wir uns nach vorne lehnen damit das gesamte Gefährt nicht von der Straße abhob.
Sorgen bereiteten mir doch eher die einfachen Trommelbremsen an dem handgeschwießten Vehikel - aber es ging alles gut.
Stundenlang erkundeten wir bergauf und bergab die geniale Szenerie und waren wie im Dauerrausch. Auf dem Rückweg durfte ich dann doch noch ein kurzes Stück Straße zu Fuß zurücklegen, da es das Tricycle doch nicht mehr mit der vollen Ladung schaffte.
Unser Guide Charly beglückte uns bei der sehr anstrenden Wanderung zeitweise mit Country- und Gospelmusik vom Handy (gewöhnungsbedürftig) und erzählte uns, dass der Touroperator bei dem wir gebucht hatten, angeblich das Geld verzockt hatte und er noch kein Geld gesehen habe (netter Versuch bei uns noch was herauszuleiern).
Müde und satt mit Bildern im Kopf und auf der Speicherkarte (600 Bilder) ging es früh zu Bett, da in Banaue um 21 Uhr Sperrstunde ist und um 22 Uhr das Licht ausgemacht werden muß (laut Gemeindeverwaltung zum Schutz der Jugend). Uns hat es nicht gestört, denn ich bin schon um 20 Uhr todmüde eingeschlafen.
Gestern konnten wir Sunshine (12) unser "Patenkind" in ihrer Schule treffen und nach 7 Jahren der Unterstüzung persönlich kennen lernen. Das war sehr bewegend für beide Seiten.
Danach ging es nach Frisco. Ein Slum mit rund fünfundzwanzigtausend Einwohnern. Ein unendliches Gewusel und Gewimmel von Menschen sowie ein unvorstellbares Chaos an Gassen und Bretterbuden. Onesimo hat dort im Laufe der Jahre kleine lokale Gemeinden gegründet die sich inzwischen für die Slumbewohner einsetzten. So zum Beispiel hat Annalin (rotes T-Shirt) zu ihren eigenen Kindern weitere 8 Jugendliche aus dem Slum aufgenommen mit dem Ziel diesen eine Perspektive zu ermöglichen und sie vorzubereiten auf ein selbständiges Leben. Themen sind Beruf, Schule, Ausbildung, Softskills, Haushaltsführung. Die Jugendlichen leben recht selbständig in einem Gebäude von Onesimo und besuchen die Trainings dort.
Wir konnten den Nachmittag, Abend und die Nacht bei Ihnen in Frisco verbringen. Das Essen wurde von den Jugendlichen gekocht (sehr lecker) und wir saßen auf dem Boden und aßen Reis mit Wasserspinat und ein kleines Stücken Huhn. Dann wurde die Gitarre ausgepackt und wir konnten gemeinsam singen. Da es keinen Strom gibt, wird in Frisco früh schlafen gegangen, denn batteriebetriebene Leuchten sind zu teuer. Ich schlief bei den Jungs mit. Das geht so: 2mm dicke Matte ausrollen und hinlegen in voller Montur - das wars. Kein Bett, Schlafanzug, Zähneputzen... Fehlanzeige. O.K. dann fiel das bei mir ebenso aus.
Es war die ganze Nacht brütend heiß, sowieso alles offen, da es eh keine Fenster gibt (zum Glück blieben die Mosiktos fern) dafür aber eine permantente Geräuschkulisse in der Nachbarschaft (durch ein paar Pappwände von uns getrennt). Und wir bekamen natürlich von den Ratten netten nächtlichen Besuch auf der Suche nach etwas Essbarem. Hatten nichts - so zogen sie wieder von Dannen.
Die Jugendlichen sind so dankbar, dass sie aus den meist sehr schwierigen familiären Verhältnissen, von Alkohol und Drogen weggekommen sind und nun ein neues Zuhause für 2 Jahre (so lange dauert das Training) gefunden haben. Danach geht es in die Verselbständigung.
Wir waren begeistert mit welchem Eifer und Einsatz die 8 Jugendlichen bei der Sache sind. Respekt.
Und Dankbarkeit, dass wir in Deutschland leben dürfen mit einem Bett, genügend Essen, Bad, Kleidung....Strom, fließend Wasser, das man sogar trinken kann.
Manila. 12 Mio. Einwohner. Empfing uns bei 37 Grad Celsius mit 98% Luftfeuchte. Also Dauerschwitzen ist angesagt - auch bei Nacht.
Unübersichtlich, laut, eng, chaotisch, dreckig, gefährlich...so lässt sich Manila am ehesten beschreiben. Größte Probleme bereiten der Verkehr, die Luftverschmutzung, Drogen und fehlende Wohnflächen.
Auffallend ist, dass wirklich jeder Quadratzentimeter Fläche zum "Wohnen" ausgenutzt wird. Jeder Winkel ist willkommen. Ich habe noch nie so viele Familien und Menschen auf der Staße, im Freien oder unter Brücken leben sehen wie hier. Das ist wirklich erschreckend. Und es werden immer mehr die in Karton-Behausungen oder wenn etwas Geld vorhanden ist in Wellblech-/Hartfaserplatten-Buden versuchen zu überleben.
Leben stellt man sich garantiert anders vor!
Zum Glück gibt es auch viele Organisationen die versuchen zu helfen. Zum Beispiel die Onesimo Foundation (Jugendarbeit) oder Onesimo-Bulilit (Straßenkinderarbeit), die wir seit Jahren unterstützen. Hilfe die wirkt - auch wenn es nur ein kleiner Mosaikstein ist.
Seht selbst unter folgendem Link:
Nach 25 Jahren sind wir nun wieder in Manila unterwegs. Damals verbrachten wir unseren "Honeymoon" im Slum "Potrero" bei ganz liebenswürdigen Menschen. Und diese wollten wir nach so langer Zeit wieder aufsuchen. Die Mitarbeiter von Onesimo Foundation, die hier die von den Servants begonnene Arbeit weiterführen, haben uns dabei geholfen, denn wir hatten nur ein paar Bilder von damals im Gepäck. Aber nach einigen Recherchen ist es gelungen den Ort und einige Personen ausfindig zu machen.
Der Besuch war sehr bewegend und erfreulich zugleich. Es war beeindruckend, dass ich den Ort, die schmale Gasse von damals sofort wieder erkannte und auch einige Menschen. Die Kinder von damals haben inzwischen eigene Kinder ... Es war bewegend sich über die Zeit "dazwischen" auszutauschen. Über die Familien, die Schicksale und besonderen Ereignisse. Und auch zu sehen, wer denn den Sprung aus dem Slumleben geschafft hat und was alles sich im Slum nachhaltig verbessern konnte.
Anhand der mitgebrachten Bilder wurde auch sichtbar: an uns ist die Zeit auch nicht ganz spurlos vorbeigezogen. Es war sehr amüsant.
Saigon ist sehr lebendig, laut, hektisch, jung...
Und der Verkehr ist atemberaubend und ein Erlebnis für sich.
Hier lernt man sehr schnell, wie eine Straße zu überqueren ist oder man steht nach Stunden immer noch am Straßenrand ohne einen Meter weitergekommen zu sein.
Das Rezept ist das "Flow- Crossing" (c). Im Flow wie ein Surfer mit lockerer Hüfte und viel Elan kontinuierlich durch den Verkehr surfen. Das geht - und zwar immer besser und mutiger.
Größte Fehler: zögern, stehen bleiben, Handzeichen oder Rückwärtsgang.
Und das Verrückte: es funktioniert. Alle anderen "surfen" ebenfalls um einen herum vorbei und es gibt niemals ein Stocken. Immerfließender Verkehr - nicht schnell aber stetig.
Entscheidend ist , dass man nicht "unterwegs" beim Queren Angst bekommt und stehen bleiben will. Das kalkulieren die fixen Moppedfahrer nämlich nicht mit ein. Sie berechnen stets wo ich in der nächsten Nanosekunde sein werde, wenn ich mein Schritttempo weiter aufrecht erhalte.
Hier kommt definitiv niemand unter die Räder.
In der Nähe (25 km und zwei Stunden Busfahrt) von Saigon kann man in Cu Chi die unterirdischen Tunnelsysteme und -anlagen aus dem Vietnamkrieg anschauen und erleben.
Also kurzerhand eine Tour gebucht, da man sonst mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht hinkommt.
Unser Guide nannte sich "John Wayne" und so trat er auch auf - allerdings redete er 10mal so viel wie unser Westernheld.
Naja, die Tunnelsysteme und das dargestellte jahrelange Leben im Untergrund war sehr anschaulich. "John Wayne" und seine saloppen Sprüche aber waren mehr als fragwürdig. Wie auch seine heroische Sichtweise zum Thema Krieg.
Aber am zweifelhaftesten war das Angebot der "Gedenkstätte" mal selbst mit einem Schnellfeuergewehr oder einem Maschinengewehr schießen zu können. Ein Schuß - ein Dollar. Einige Mitreisende wurden eine Menge Geld los. Es war nur grotesk und abschreckend, wie viele der Besucher das Angebot lautstark annahmen. Man verstand sein eigenes Wort nicht mehr.
Andere Länder - andere Sichtweisen - andere Sitten. Auf alle Fälle nichts für uns.
Mekong-Delta ohne Floating Market geht ja wohl gar nicht - so dachten wir als wir hierher reisten.
Also Preise gecheckt, verhandelt, verglichen, kalkuliert und schon ging es heute 4:30 Uhr aus den Betten und ans Pier.
Wir hatten nur eine Bootsführerin gebucht und keinen Guide. War uns zu teuer. O.k. die Bootsführerin sprach kein Englisch aber hatte Kaffee, Tee und Egg-Sandwiches, sowie Bananen und Mango für uns dabei. Was will man mehr.
Also fuhren wir los in den Tagesbeginn hinein um rechtzeitig beim Markt auf dem Wasser zu sein.
Nun ja, so wie in den Geo-Magazinen oder den Merian-Heften ist das Spektakel nicht wirklich. Wer weiß wo und wann diese Bilder aufgenommen wurden. Hier definitiv nicht (auch wenn einem das in den Bildunterschriften suggeriert wird).
Von diesen Bildern im Kopf muss man sich also ganz schnell verabschieden, sonst wird es schwierig und kann dann das reale Leben auf dem Wasser erstaunt und neu wahrnehmen.
Ausblenden muß man auf alle Fälle die Unmengen an Müll im Mekong - vor allem Plastikmüll. Und auch die vielen Pauschaltouristen mit ihren signalroten Schwimmwesten, die überall auftauchen ( und die Fotos ruinieren).
Die sind in den Hochglanz-Heften und Bildbänden ja auch nicht zu sehen, oder?
Das ist ja generell ein Problem beim Reisen (wie auch bei Fotografieren): Man hat gewisse Bilder im Kopf (meist nur die idealisierten) und man will mit dem Foto auch bestimmte (vorgefertigte) Inhalte vermitteln. Mit der Wirklichkeit hat das nur bedingt zu tun...
In Mui Ne genießen wir Strand, rote und weiße Sanddünen und den Fairy Stream (siehe Bild). Leider ist Mui Ne auch inzwischen fest in russischer Hand. Die Reklameschilder und Speißekarten sind zuerst in Kyrillisch, dann in Vietnamesisch und erst dann in Englisch. Und dann noch für alle anderen mit kleinen Bildchen bestückt. So sehr touristisch wollten wir es eigentlich gar nicht.
Allerdings sind unsere Tage in Vietnam angezählt. Noch drei Tage Saigon und 3 Tage ins Mekong-Delta und schon gehts in den Flieger. Die Philippinen warten auf uns. Nach 25 Jahren unser zweiter "Honeymoon". Sind schon gespannt, wie sich in der langen Zeit alles verändert hat und ob wir noch jemanden kennen. In Manila werden wir (wie vor 25 Jahren) die Organisation "Servants" besuchen.
Und unsere Tochter werden wir nach einem halben Jahr auch für ein paar Tage auf Cebu treffen. Wunderbar.
Nach erneuter unumgehbarer Nachtfahrt mit dem Sleeper sind wir inzwischen im sonnig warmen Nha Trang gelandet.
Die bevorstehende Nachtfahrt löste in uns keinen Jubel aus und so gingen wir optimal vorbereitet an den Start, denn es galt Plätze in der unterne Etage und im ersten Drittel des Busses zu sichern. Ebenso zwei Plätze hintereinander, da wir sonst das Gepäck nicht sicher unter dem vorderen Liegesitz verstauen konnten.
Also, klarer Fall von taktisch präzisem Vorgehen - generalstabsmäßig geplant und minutiös durchkalkuliert: Ich kümmere mich um das große Gepäck, wahrend Sonja zeitgleich den Bus stürmt um die Plätze zu sichern. Unser Vorteil gegenüber allen Alleinreisenden!
Das hieß Positionskämpfe am Staßenrand (die Frage ist nur auf welcher Höhe hält der Fahrer) um eine optimale Ausgangspostion zu erhalten, bereits die Schnürsenkel öffnen (denn der Bus darf nur schuhlos betreten werden), zwei Reservierungsgegenstände greifbar haben und Ellenbogen bei Bedarf ausfahren, denn die wartende Menschenmenge wurde immer größer. Höchste Konzentration war erforderlich...
Sonja meisterte ihre Aufgabe denn auch mit Bravour. Nur mir kam so ein kleinwüchsiger Franzose in die Quere, der meinte er sei Asterix (er sah genauso aus - hatte aber seinen Zaubertrank vergessen) und müsse sich an mir vorbeidrängeln. Fachmännisch wurde er von mir mit dem Ellenbogen ins Abseits befördert.
Deutlich geübter und professioneller schwangen wir uns in unsere Sitze und litten still im Halbschlaf vor uns hin. Irgendwie ging dann auch die Nacht und die zwölf Stunden Busfahrt vorbei.
Nha Tang besteht eigentlich nur aus Hotelburgen, russischen Reklameschildern und vietnamesischen Bauarbeitern. Es wird ein Hotelklotz nach dem anderen hochgezogen. Nicht wirklich schön. Wäre da nicht der wunderschöne Strand.
Aufgrund des massiven Aufkommens von russischen Pauschaltouristen mit allen Begleiterscheinungen werden wir allerdings sehr rasch weiter reisen. Das ist nicht unsere Welt...
In Hoi An erwartete uns dann zum Glück wieder warmes Kurze-Hosen-Wetter, Strand und (leider) jede Menge Touristen.
Durch die Unmengen an Touristen leidet dann auch die Gastfreundschaft und Moral der Vietnamesen.
Kaum habe ich ein Motiv im Blick, heißt es schon: "One Dollar!" Und die Hand wird mir demonstrativ entgegengestreckt. Ich drehe inzwischen den Spieß um und mache dann eine Handbewegung, dass ich Geld fürs Fotografieren von ihnen möchte. Dann schauen sie mich meist verduzt an. No money - no picture.
Je mehr Touristen desto höher die Preise in den Geschäften und Lokalen, desto unfreundlicher die Menschen, desto mehr Klamotten-Läden (Outdoorkleidung wird sehr viel in Vietnam hergestellt) und Souvenirshops.
Zum Glück können wir nichts einkaufen da in den Rücksäcken kein Millimeter mehr Platz ist und wir noch eine ganze Weile unterwegs sein werden.
Höhepunkt der Dreistigkeit: Wenn Du irgendwo Dein Drahtesel abstellen willst, kommt irgend jemand angerannt und behauptet, dass das genau hier 5000 Dong kostet.
Das muß man den Vietnamesen schon lassen - geschäftstüchtig sind sie und hart im Verhandeln.
Und wenn es nichts zu tun gibt (was sehr oft der Fall ist) dann daddeln alle auf den Smartphones um die Wette oder liegen schlafend in der Ecke. So zum Beispiel die Frisöre. Wenn keine Kundschaft da ist, wird kurzerhand der Frisörsessel, der eine horizontale Liegepostition hat, zum Schlafsessel umgewandelt. Neue Kundschaft muß ihn dann schon kräftig wecken.
Der gemeine Rikschafahrer liegt vornehmlich selbst gerne in seinem Gefährt und hält ein Nickerchen.
Oder manche Verkäuferin/Bedienung muss man schon mal anstoßen, damit sie sich einem zuwendet und vom Bildschirm abläßt. Es ist ja nicht so, dass es keine Arbeit gäbe, aber die läuft ja nicht davon und morgen ist ja auch noch ein Tag...
Nach der letzten Nachtfahrt im Bus war eigentlich klar, dass wir das nicht mehr wirklich brauchen und dachten bei uns: "Härter kann es nicht mehr kommen".
Es kann! Von Ninh Binh gab es leider nur die Möglichkeit per Sleeper-Bus nach Hue zu kommen. Also Augen zu und durch. Es erwartete uns eine Sardinen-Büchse. Liegesitze für das Gardemaß 150cm. Breite der Liegesitze Marke "Hungersnot". Kippwinkel des Oberkörpers max. 45 Grad.
Die Beine lagen unter der Rückenlehne des Vordermanns in einer Plastikbox. Mit Schuhgröße 43 verlor man rund 30 cm von der Liegelänge durch die spitz zulaufenden Box oder musste die Füße so abkippen, dass man Gefahr lief eine Hüftdeformation zu riskieren. Egal wie man lag - es ging einfach nicht auf. Alle Nicht-Asiaten versuchten sich in den gleichen Verrenkungen mit dem Ergebnis: Haltungsschaden. Natürlich war die Klimaanlage mal wieder auf Langzeitfrosten bei -18 Grad eingestellt, wie wenn wir hier überwintern wollten.
Und ganz toll: es gab gar keine Ablagefläche für das Handgepäck. Also 10 kg Fotorucksack die ganze Nacht auf den Beinen oder Sitzwinkel auf 80 Grad hoch und dahinter das Gepäck. Fazit: immerhin eine Übernachtung gespart. Dafür den kompletten nächsten Tag halbschlafend im Hotel in Hue verbracht. Ergo, nichts gewonnen.
Aber Hue empfing uns eh mit Schlechtwetter. Es regnete unentwegt. Da hilft dann auch nicht, dass die Kaiserstadt mit Weltkulturerbestatus aufwartet. Denn bei Dauerregen sieht die Zitadelle und die Paläste irgendwie wie ein begossener Pudel aus und alle sind "bester" Stimmung. (Einschließlich uns)
Folge: um ab und an die Kleidung halbwegs trocken zu bekommen immer wieder Einkehr in diverse Restaurants. Das Problem bei den häufigen Lokalbesuchen war aber, dass alle die gleiche CD eingelegt hatten und überall Panflöten Evergreens dudelten, Kenny G´s Saxofon Mainstream-Kaufhausmusik trällerte oder gar Weihnachtssongs zum Besten gab.
Es blieb nur noch die Flucht in den Regen.
Nachdem die weltberühmte Ha Long Bay völlig überlaufen sei und man angeblich vor lauter Booten kaum mehr das Wasser sieht, haben wir uns entschieden in die genauso schöne Han La Bay vor der Insel Cat Ba auszuweichen.
Leider spielte das Wetter nicht ganz mit und so begleiteten uns den ganzen Tag Wolken, Nebel und Nieselregen.
Auf dem Boot gab es dann auch ein herrliches frisches Seafood-Mittagessen - ganz frisch auf den Tisch.
Trotz lauer Temperaturen ließen wir uns nicht davon abhalten durch das Kalksteinlabyrinth, die Felsentürme und Höhlen mit dem Kayak zwei Stunden zu paddeln. Wunderschön - auch ohne Sonne.
Zum Baden in dem kristallklaren Wasser war es uns allerdings dann doch zu frisch.
Nach einer sehr anstrengenden und turbulenten Fahrt durch die wilden Berge sind wir inzwischen in Hanoi (Vietnam) angekommen.
Der Bus warf uns vor der Stadt im Dunkeln raus und wir mussten schauen wie wir zu unserem Hostel kommen sollten. Bisher konnte kein Mensch in Vietnam ein Wort Englisch.
Tuktuk? Fehlanzeige. Rikscha? Fehlanzeige. Sammeltaxi? Fehlanzeige. Taxi? Gibt es in Hanoi, aber der wollte aufgrund der späten Zeit und unserer erschöpften Gesichter eine unverschämt hohe Summe Bares als ich ihm die Adresse auf dem Smartphone zeigte.
"Nicht mit mir", dachte ich und ein freundlicher Herr vom Busbahnhof erbarmte sich und zeigte uns die entsprechende Haltestelle des öffentlichen Busses. Warum nicht? Alle um uns herum grinsten sich einen ab und wir dachten bei uns: "Die machen sich einen Spaß mit uns und schicken uns in die falsche Richtung bei Nacht und Nebel".
Also: Absichern. Busfahrer nochmals fragen. Der bestätigt mit dezentem Kopfnicken, dass wir richtig seien.
Wir hofften, er weiß überhaupt wo unser Hostel liegt.
Bei der Busfahrt kommt mittels Smartphone heraus, dass Hanoi rund 6,8 Mio. Einwohner hat und die Hauptstadt von Vietnam ist. (Vorher den Reiseführer lesen hätte geholfen)
Ob das mal gut geht. Die Fahrt im städtischen Bus dauerte und dauerte. Im Notfall nehmen wir dann beim Aussteigen doch noch ein Taxi.
Aber das war gar nicht nötig, denn der Busfahrer winkte zum Ausstieg und wir fanden die Auswurfstelle sogar im Stadtplan des Reiseführers und unser Hostel ebenso. Alles gut gegangen. Hanoi hat Straßennamen und sogar Schilder aufgestellt!
Einfach den Menschen Vertrauen - das hat bisher immer funktioniert.
Hanoi. Das ist der Hammer , diese Stadt. Quirlig, lebendig, impulsiv, laut, modern, riesig und mit all dem Leben auf der Straße einfach genial. So haben wir uns treiben lassen und gar nicht so viele Sehenswürdigkeiten angeschaut.
Das Leben in vollen Zügen genossen. Die Vietnamesen essen immer, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Und viel. Meist auf der Straße bei kleinen Garküchen. Einfach herrlich.
Oder zum Beispiel beim Frisör! Ich wurde vorgeschickt und nachdem Sonja gesehen hatte, dass es mich nicht entstellt hatte, wollte sie auch unbedingt die Haarlänge ändern.
Schon alleine das Haarewaschen (worauf ich aus Kostengründen mal wieder verzichtet habe) dauerte bei ihr fast 40 Minuten! Und wer wartete und wartete? Es wurde spät als wir frisch herausgeputzt aus dem Laden herauskamen um dann im nationalen Wasserpuppentheater noch etwas für unser "Kulturkonto" zu tun. Es war sehr eindrücklich, meisterhaft und schön - mit Live-Musik.
In Nordlaos konnten wir noch eine Tagestour zu einem der Bergstämme unternehmen.
Nach anstrengender kurzer Trekkingtour erreichten wir das Dorf der Akha.
Den Einblick in den Lebensalltag der Akha war dabei sehr eindrücklich und das gemeinsame Essen dort war das beste auf der ganzen Laosreise.
Allerdings hat auch hier die Moderne ihre Spuren hinterlassen durch Mobiltelefon, Strom und Fernsehen.
Traditionell sind wie häufig bei Minoritäten die Frauen noch traditionell und die Männer deutlich mehr durch die Zivilisation geprägt.
Auch die Jugendlichen orientieren sich überwiegend nach westlichen Lebensweisen. Sie verlassen auch mehrheitlich die Dörfer.
Durch Touren, Übernachtungen, Trekking und Handarbeiten versuchen die Dörfer noch etwas von ihrer Tradition zu bewahren. Wer weiß wie lange das noch gut geht?
Achterbahn mit der "Wilden Maus". So oder ähnlich kamen wir uns vor als wir von Oudomxai nach Phnongsaly ganz im Nordosten von Laos mit dem Kleinbus gefahren sind. 9 Stunden Kurve an Kurve - und das in einer haarsträubenden Geschwindigkeit - bergauf - bergab.
Es hätte uns schon gleich lzu Beginn dämmern können, da kleine Plastiktüten an jeden Teilnehmer verteilt wurden. Wir dachten natürlich mal wieder an das Gute im Menschen: Oh, Müllbeutel für die Fahrt - doch einmal Umweltbewußtsein bei den Laoten und nicht alles einfach zum Fenster hinauswerfen.
Aber bereits nach einer Viertelstunde musste sich der erste Laote lautstark übergeben und dann kam einer nach dem anderen hinzu - bis auf uns Westler. Wir blieben standhaft lund genossen die atemberaubende Berglandschaft und die tropischen Wälder.
In Phongsaly enpfing uns dann die Kälte (nachts bis zu 5 Grad Celsius) und das in einem kalten, feuchten und unbeheizbaren Hotel made by China.
Auf der Weiterfahrt nach Vietnam gab es dann nach nächtlichem Starkregen eine astreine Schlitterpartie auf der steilen Lehmpiste, so dass wir mit starkem Gerät erstmal aus dem Graben geborgen werden mussten. Zum Glück ließ uns der Fahrer sicherheitstechnisch vorher aussteigen und zu Fuß durch den Morast gehen, bevor er den Bus festsetzte. Aber es gibt immer eine Lösung - nur Zeit muß man schon mitbringen.
Moskitos und sonstiges Kleingetier gibt es natürlich jede Menge in Südostasien (Tropen und so). Also wie schützen? Die Frage bewegte uns ja schon bei unserem Zwischenstopp in Good Old Germany.
Klar - dann mal maximalen Schutz: zwei Mosiktonetze zum aufhängen, eins sogar mit Anti-Mückenmittel imprägniert. Dann Klamotten mit Schnakenabwehr behandelt, Duftversprüher für die Steckdose mit Ersatzmittel für 4 Monate! Vitamin B12-Tabletten - gefühlte 2000 Stück. Anti-Brumm-Spray (4 große Flaschen). Mal ehrlich - mehr geht doch nicht, oder?
Und was hat sich nun bewährt im Reisealltag?
Das Moskitonetz haben wir versucht aufzuhängen. Scheiterte jedesmal an der fehlenden Aufhängungspunkten. Oder ich hätte noch die Schlagbohrmaschine, Dübel und Ankerschrauben mitnehmen müssen. Ergo: kein einziges mal aufgebaut. Zumal die Dinger so klein bemessen sind, dass da nur zwei schmale Heringe Platz gehabt hätten. Vorher aber noch Beruhigungsmittel schlucken, damit man sich auch im Schlaf ja nicht umdreht und an das Netz kommt. Die Teile sind für die Tonne!
Elektrischer Duftversprüher. Wirkungslos. Zumindest gefühlt. Und ich Laos gibt es nur hochkant verbaute Steckdosen, so dass das Teil gar nicht gepasst hat. Ergo: unnötig!
B12-Tabletten: leider im Rollkofferrucksack so tief vergraben, dass sie bis heute nicht wieder zum Vorschein kamen. Immer Sorge gehabt, dass an der Grenze das Zeug als Rauschmittel herausgefischt wird und wir in Erklärungsnot kommen würden. Wenn ich es selbst nicht mehr finde, wie soll da ein Zollbeamter das Zeug finden?
Anti-Brumm-Spray: hilft sehr gut. Eine Dosis am Morgen und eine wenn es abends dämmert. Das passt.
Klamotten-Imprägnierung. Viel zu aufwändig ,da die Textilien hier in den Tropen so schnell durchgeschwitzt sind und der Gestank zunehmend mehr Flugtierchen anlocken würde. Gruß an die Füße :-) Ergo: es müssten alle paar Tage die Klamotten imprägniert werden (pro Kilo Wäsche rund 16 Euro). Wer hat sich denn so einen Quatsch ausgedacht. Und wer ist denn bloß darauf hereingefallen?
Aber nachts im Zimmer? Da gibt es aus unserer Reiseerfahrung nur ein probates Mittel gegen die kleinen Mistviecher: Paketklebeband! Ja, richtig Klebeband. Damit werden alle Fugen an Fenstern, Mosiktonetzen und Türen hermetisch abgedichtet und Ruhe ist im Karton.
Funktioniert prima. Je einfacher die Unterkunft, desto billiger die Übernachtung, desto mehr Klebeband wird allerdings benötigt. Mit der Zeit hat man einen Blick dafür und es geht recht fix. 30 Minuten und ´ne halbe Rolle Klebeband...
Da wir in der Regel "nur" alle 3 bis 4 Tage weiterreisen, hält sich der Klebeaufwand doch auch in akzeptablen Grenzen.
Also, vergesst den ganzen Schnickschnack aus dem Outdoorladen für teures Geld. Einfaches Klebeband und Mückenspray tun es auch.
Luang Prabang ist UNESCO-Weltkulturerbe. Eine Kleinsatdt in Nordlaos mit 35 gut erhaltenen buddhistischen Klöstern und 1200 Mönchen.
Da es am ersten Morgen schon schwer war eine bezahlbare Lokalität zum Frühstücken zu finden, stellte sich also gegen 17:00 Uhr Ortszeit die nächste Frage: wohin zum Abendessen?
Wie wäre es mit dem Nachtmarkt und den dortigen Essenständen. Bei schummrigem Abendlicht sieht man die fehlenden hypienischen Zustände nicht so sehr und das Essen sieht bei Dämmerlicht noch besser aus. Günstiger ist es alle Mal.
Gesagt - getan. Hühnchen wäre doch am unverfänglichsten. Schnell und gut durchgebraten - da kann eigentlich nichts schief gehen. Die diversen Spieße sehen auch sehr lecker aus. Auf Nachfrage mit Zeichensprache signalisiert uns die Marktfrau, dass das eine Chicken-Brust ist und beim anderen sagt sich auch "Chicken" und zeigt auf ihr Hinterteil.
Ic h wußte zwar noch nicht, dass Hühner einen richtigen Hintern haben. Aber sie wird das schon wissen. Die Optik stimmt auf jeden Fall. Kleine Häppchen, goldgelb angebraten mit zarter Kruste. alle schon aufgespießt auf einem Holzstab.
Also zwei Spieße davon auf den Grill, um die ganzen Hinterlassenschaften der Fliegen die auf dem Fleisch saßen zu eliminieren und rauf auf den Teller.
Sonja biß herzhaft hinein und ließ sogleich in hohem Bogen das gesamte Stück wieder zurück auf den Teller. "Igitt, das ist ja der Hühner-Bürzel". Total fettig und knorpelig. "Das kann ich nicht essen".
Was nun damit machen? Zum Glück saßen am Tisch uns direkt gegenüber zwei ältere Laoten, denen boten wir doch mit einer großzügigen Geste unser Essen an, nachdem wir schon dauernd von ihrem probieren mussten (ohne zu wissen was es jeweils war). Nach mehrmaliger Aufforderung nahm er widerwillig einen der Föeischklopse und kaute darauf herum. Sichtlich nicht begeistert. Etwas mehr Dankbarkeit hätten wir schon erwartet.
Das Teil wanderte wieder aus dem Mund und landete elegant irgendwo unter dem Tisch.
Nun versuchten wir an Touristen am Nachbartisch unser Essen loszuwerden. Geschenkt - natürlich! "Wäre ja zu schade das schlecht werden zu lassen". Aber keiner biß so richtig an.
Dann kam ein Bekannter unserer laotischen Tischnachbarn vorbei. Sofort nötigten wir ihn mit internationaler Gastfreundschaft dass er sich doch bitte bedienen solle. Er nahm schwungvoll eine Ladung Hühnchen-Bürzel in den Mund, versuchte zu kauen und spuckte das Vogelhinterteil sofort wieder aus. Zuerst war es ihm peinlich, dann aber merkte er, dass wir alle Spaß mit ihm machten. Alle am Tisch lachten laut und herzhaft.
Aber über die restlichen "Hintern" erbarmte sich leider niemand mehr. Und so hat sie letzlich doch der Straßenhund bekommen. Sicher nicht das erste Mal.
(Ratte, Flughund, Schlange und Schweinedarm werden wir definitiv nicht probieren)
Vang Vieng in Nord-Laos ist das Mekka für jugendliche und junggebliebene Outdoorfreaks.
Also nichts wie hin. Tubing, Kayaking, Zip-Line, Höhlen, Klettern, Rafting...
Leider alles völlig überteuert und nur mit Tourguides machbar. Und mit einer Gruppe wildgewordener Jugendlicher oder neureichen Chinesen (die hier in Nordlaos zu Tausenden mit Ihren dicken Geländewagen wie die Heuschrecken einfallen), die jeden Preis klaglos bezahlen wollten wir eh nicht unsere Zeit verbringen.
Also kurzerhand zwei passable Mountainbikes ausgeliehen und nach Old-School-Manier die Muskeln aktiviert und das Hinterteil strapaziert. Denn die Runde zu diversen Höhlen und Lagunen hatte es doch in sich.
Apropos Höhlen. Das ist nicht wie bei uns die Schauhöhlen, brav vom TÜV abgenommen nach DIN-Iso blablabla ... Nein, da gibts ein Tisch am Zustieg wo man in der Regeln 10.000 Kip bezahlt und dann geht es schon abenteuerlich auf den Zustieg zur Höhle. Wer den nicht schaffte, sollte besser aus der Höhle draussen bleiben, denn in den Höhlen gibt es keine Wege, keine Absicherungen, keine Hilfsmittel und wenn man seine Stirnlampe nicht dabei hat, geht sowieso nichts, da es nirgends eine Beleuchtung gibt. Aber das Ganze hat dementsprechend auch seinen Reiz: Abenteuer pur mit Grusel- und Angstfaktor - vor allem bei nur einer Stirnlampe... Denn wenn man sich verläuft bzw. "verkriecht", dann schaut auch keiner nach einem. Also schon ein wenig spuky !
Alles gut gegangen und ein echtes Erlebnis. Außer dass harmonische Körperbewegungen am Folgetag nicht schmerzfrei möglich waren. Die ungewohnte Anstrengung forderte doch ihren Tribut. Obwohl die türkisblauen Lagunen die es bei einigen Höhlen gibt der Abkühlung dienten. Wunderbar.
Am nächsten Tag war Sonja leider nicht mehr auf ein MTB zu bekommen, weshalb wir kurzerhand auf einen Karstkegel, die hier zu Hauf herumstehen, hochgeklettert sind. Eine nicht wesentlich einfachere Aufgabe. Und eine kurze Wanderung durch den laotischen Dschungel war auch noch dabei. Was will man mehr nach all den Stadtbesichtigungen, den vielen Klöstern und Stunden in engen Bussen.
Die letzten Übernachtungsmöglichkeiten warfen doch im Nachhinein Fragen auf: muss man mit 50 Jahren noch in in einem Hostel übernachten? Bunt, schrill, mit Sponti-Sprüchen an den Wänden wie zu alten Studentenzeiten auf dem Klo der Lieblingskneipe? Auf einer Matratze die es nicht einmal verdient hat so bezeichnet zu werden? Bretthart, so dass unsere Körper nach Abhilfe schrien - und zwar in Form unserer Super-Luxus-Isomatten mit 9 cm Dicke und Daunenbefüllung? (Danke, dass wir die dabei haben!)
Zimmer ohne Fenster - dafür mit romantischem Neonlicht oder alternativ ein Bett im 12-er-Schlafsaal mit spätpubertierenden Anfang-Zwanzigern? Frühstücken mit Leggins beplankten jungen Damen (auch wenn sie aussehen wie eine Presswurst) oder noch halbschlafenden Jugendlichen die in der letzten Nacht das Happy-Hour-Billigbier nicht vertragen haben und nicht mal in der Lage sind zu grüßen?
Muss man mit 50 noch so cool drauf sein wie die Hostel-Sparfüchse in ihren Elefanten-Batik-Hosen aus Indien mit den verfilzten langen Haaren und den Tattoo´s an allen möglichen und unmöglichen Körperstellen? Eines fragwürdiger als das andere. Haben die sich damals auch gefragt wie die Tattoo´s im Alter aussehen werden, wenn die Schwerkraft die überschüssige Haut zum Erdmittelpunkt dirigiert und der Drache dann aussieht wie ein lahmer Adler?
Reisen, Backpacking, ja, bitte. Auf jeden Fall auch mit 50. Auch unbedingt günstig und erlebnisreich. Aber nicht mehr im Hostel! Ein einfaches Guesthouse oder Hotel tut es hier in Südostasien auch.
Manchmal kommt es anders als man denkt und plant.
So gab es in Pakxe keine passable Unterkunft mehr zu buchen ... nur noch unterirdisch schlecht bewertete Spelunken oder völlig überteuerte Luxusherbergen ... bis auf ein feines Zimmer im ehemaligen königlichen Palast (zu akzeptablem Preis).
Und da wohnen wir nun halt - in dem ganzen in die Jahre gekommenen Prunk, dem Gold und den Marmorsäulen.
Aber es lässt sich ganz gut aushalten und wir genießen es.
Ja, ja... zum ersten Mal im Leben Millionär.
Leider nur Kip-Millionär.
Die Währung in Laos. Knapp 10.000 Kip sind ein Euro.
Also kann man ruhig mal am ATM 1,5 Mio. Kip abheben und hat einen ganzen Bündel Geld in der Hand.
Leider gibt das auch ein furchtbares Chaos im Geldbeutel, da es jede erdenkliche Stückelung gibt und die Geldscheine sehr ähnlich aussehen (zumindest für unsere Augen).
Also ist beim Bezahlen meist Geduld angezeigt bis der ganze Geldbeutel durchsucht ist und die Kip zusammengerechnet sind.
Aber in Laos geht das alltäglich Leben auch deutlich entspannter zu und Hektik ist völlig fehl am Platz. Sehr angenehm im Reisealltag.
Die Bambus-Brücke über den Mekong bei Kompong Cham.
700 m lang aus 40.000 Bambusrohren zusammengebunden - und das nur während der Trockenzeit von November bis April. Dann wird sie Jahr für Jahr wieder abgebaut und eine Fähre muss den Betrieb aufnehmen, weil der Mekong die Brücke sonst wegspülen würde.
Ein wirklich beeindruckendes Bauwerk. Ja, es hat gehalten als wir mit den Fahrrädern darüber gerollt sind.
Es sind unsere letzten Tage in Kambodscha und in Kürze geht es weiter nach Laos. 3 Wochen im Land der Khmer sind dann schon vorbei und es hat sich sehr gelohnt. Freundlich zurückhaltende Menschen, Experience bei ICF Cambodia, beeindruckende Kultur, gutes schmackhaftes Essen, einfaches Reisen, bezahlen in Dollar...
Das ist schon eigenartig, oder? Am ATM bekommst du nur Dollars und du bezahlst überall mit Dollars und bekommst als Rausgeld oftmals Riel (Landeswährung) - vor allem bei kleinen Beträgen von weniger als einem Dollar. (4000 Riel sind ein Dollar). Somit hast Du immer zwei Währungen im Geldbeutel und bezahlst auch ohne Weiteres eine Rechnung mit Dollar und Riel. Hä... also 5,50 Dollar kannst du zum Beispiel mit 5 Dollar und 2000 Riel bezahlen. Ist doch logisch.
Nachdem wir in Battambang wiederholt an dem Schild "Seeing Hands Massage" vorbeigelaufen sind und im Reiseführer stand, dass die Organisation blinden Menschen in Cambodia eine Ausbildung und einen Job als Masseur ermöglicht, war es klar: da muß eine Massage her. Wir sind ja soziale Menschen.
Auf der uns gereichten Visitenkarte stand "Shiatsu-Massage 60 Minuten". Keine Ahnung was das ist , aber es hörte sich gut und professionell an. Blieb die Frage: nackig oder angezogen. Alles aus oder U-Hose an? Öl oder gibt es "Dreckgribbele".
Na ja, die blinden Masseure und Masseurinnen können mich ja nicht sehen - dann ist es mir egal.
Die Auflösung kam als wir Baumwoll-Leibchen und Pumphose in Sträflingsblau überreicht bekamen. Und schon gings auf die superweiche Liege. Sonja äußerte noch so was wie "soft" und ich dachte "bist du ein Mann oder eine Memme?".
Also Klappe halten und mal schauen was da so auf einen zukommt.
Erst nach der nun bevorstehenden Knochenbrecher-Aktion las ich bei Wikipedia nach, dass Shiatsu "Fingerdruck" auf japanisch heißt und mit vollem Körpereinsatz des Masseurs gearbeitet wird.
Nichtsahnend gab ich mich also meinem Schicksal hin und überließ mich der Obhut meines kambodschanischen blinden Masseurs der mich zuerst scanmäßig abtastete um mich zu lokalisieren.
Dann begann die Behandlung: Schultern, oberer Rücken... wunderbar, aber der Schmerz nahm zu. Irgendwie wußte der Folterer wo meine empfindlichen Punkte sind und genoß es offensichtlich mich genau an diesen Stellen wiederholt zu piesacken. Aber irgendwie tat es auch gut - vor allem wenn der Schmerz nachließ, weil er an einem anderen Körperteil drastisch zunahm. Unterer Rücken, Wirbelsäule. Kopf.
Als er aber versuchte meine Schädeldecke auf der Stirnseite einzudrücken, war ich kurz davor doch meine Stimme zu erheben - zumal Sonja schon mehrfach durch ihr Stöhnen eine etwas weniger peinigende Behandlung bei sich erflehte.
Aber so schnell bekommt er mich nicht klein. "Reiß dich zusammen - den Triumpf, dass ich klein beigebe, ermögliche ich ihm nicht.
Also die Marter weiter erdulden ... Und an etwas schönes denken. Dummerweise fällt einem in so einem Moment nichts dementsprechendes ein.
Leider hatte ich auch mein Zeitgefühl verloren und dachte, dass schon längst Halbzeit sein müsste. Weit gefehlt denn diverse Körpertteile waren der Folter ja noch nicht unterworfen worden. Beine, hintere Oberschenkel...
Höhepunkt des Schmerzes waren dann aber die Waden. Warum kann man an den Teilen eigentlich soooo empfindlich sein. Kurzzeitig dachte ich, dass er jetzt gleich zwei Teile meines Schienbeins in den Händen halten würde. Aber das weitaus größere (mentale) Problem bestand darin, dass mir bewußt wurde, dass ich ja noch eine zweite Wade besaß und diese noch nicht das Märtyrium erduldet hatte. Schlagartig wurde mir bewußt dass ich diesen höllischen Schmerz nochmals erdulden muss.
Aber in meinem Leid sagte ich mir: "Beim zweiten Mal wird er sicherlich abkürzen und es nicht so ausfühlich machen - so würde ich es auf jeden Fall tun".
Doch ich lag mit meiner Vermutung daneben. Völlig daneben. Wie ein schweizer Uhrwerk wurde jeder Handgriff, jeder Druckpunkt, jedes Kneten konsequent ausgeführt. Immerhin wusste ich schon was auf mich zukommt.
Zum Schluss, nachdem alle Körperteile in Mitleidenschaft gezogen waren, gab es noch einige Verschränkungen, Körperteileverknotungen und Dehnungen ungeahnten Ausmaßes - und das Wunder geschah: Es machte knacks und mein blockiertes Ilio-Sakral-Gelenk war wieder da wo es eigentlich sein sollte. Wunderbar. Befreiend.
Das Gefühl als die Massage dann definitiv beendet war ist unbeschreiblich ... gut. Man fühlt sich wie neu.
Zwei Tage lang konnten wir sehr intensiv ICF Cambodia in Siem Reap besuchen, erleben und mitarbeiten.
Das war sehr eindrücklich als wir die Jugendlichen und Kinder mit den Lastwagen aus dem umliegenden Dörfern zu mehreren Veranstaltungen abgeholt haben.
Beeindruckend mit wieviel Hingabe die selbst noch sehr jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich verausgabend engagieren, um den Kindern und Jugendlichen andere Perspektiven aus der Armut und dem sozialen Elend aufzuzeigen und Hoffnung zu geben.
In der Casework-Arbeit halten die Mitarbeiter stets auch Kontakt zu den Familien und versuchen zu helfen wo es nur geht um die gesamte Situation der Familien zu verbessern.
Die allermeisten Kinder und Jugendlichen kommen aus sehr ärmlichen Verhältnissen mit großen sozialen Problemen.
Die andere Seite, die es auch in Kambodscha gibt und den meisten Touristen verborgen bleibt. Denn man sieht nicht viele Bettler oder Straßenkinder in den Städten.
Auch in der Mitarbeitergemeinschaft wurden wir sehr herzlich aufgenommen und auf die asiatische Art überschwenglich versorgt.
Wir werden in Kontakt bleiben - klare Sache und die Arbeit auch weiterhin unterstützen. Wer ein wirklich sinnvolles Projekt (z.B. auch Patenschaften) unterstützen möchte, dem können wir ICF Cambodia nur ans Herz legen.
Tja, mit der Sprache ist das so eine Sache. Vor allem, wenn wir Essen gehen wo nur Locals essen und nichts in Englisch angeschrieben ist. So viel zum authentischen Reisen...
In besagtem Etablissement gab es mal wieder nur die Bildkarte mit Khmer-Schriftzeichen. Hübsch anzuschauen - aber so richtig wird man nicht schlau. Vor allem, wenn dann keine der Bedienungen des Englischen mächtig ist. Und ob die Bildchen auch das halten was sie versprechen?
Sonja wählte hier eine Suppe mit Nudelleinlage (Bild links). Auf unsere pantomimische Nachfrage, ob das auch Nudelsuppe sei, erhielten wir mit den Worten im Cambo-Slang "mind" und "pig" dann des Rätsels Auflösung. Suppe mit Schweinehirn.Für 2 $.
Sonja entschied sich doch für den unverfänglicheren "fried rice" mit Gemüse der Saison.
Ja, so ist es immer wieder lustig in Cambodia Essen zu gehen und Neues zu erleben.
Angkor. 400 Quadratkilometer UNESCO Weltkulturerbe der frühen Khmer-Kultur.
Bei gefühlten 56 Grad und 120 % Luftfeuchtigkeit ging es gestern nach Angkor Wat und Co.
Zum Glück hatten wir nur die kleine Runde gebucht - das waren schon 9 1/2 Stunden in der prallen Sonne um die unterschiedlichsten Khmer-Tempelanlagen zu entdecken.
Jede Anlage ist völlig anders. Immer wieder ganz unteschiedliche Stile - aber alles sehr beeindruckend.
Zum Teil kam da schon ein wenig - vor allem bei den noch nicht ganz freigelegten Tempeln im Urwald - Indiana Jones Feeling auf ... wären da die anderen gefühlten 25.000 Besucher nicht gewesen.
8 Kg Fotoausrüstung schleppen, Hitze, Staub und literweise Schweiß haben dann am Abend ihr Tribut verlangt: eine Dusche und ein eiskaltes Bier. Sonja blieb beim Mangosaft.
Also nicht umsonst Weltkulturerbe...das Drumherum muß man halt rigoros ausblenden. Das sieht nämlich aus wie Ballermann extrem mit allen Begleiterscheinungen.
S 21. Nein, nicht Stuttgart 21.
Sondern Tuol Sleng Genocide Museum. Ein erschreckender Ort. Früher eine ganz normale Schule.
Doch von 1975 bis 1979 wurden hier von den Roten Khmer unter dem Regime des Anführers Pol Pot um die 20.000 Kambodschaner in menschenunwürdigen Zuständen grundlos interniert.
Nur 12 Inhaftierte konnten damals das Grauen überleben.
Ich glaube, dass jedes Land so seine Schattenseiten in der Vergangenheit hat. Keiner braucht auf den anderen zu zeigen.
Zum Glück trauen sich die Kambodschaner dieses Kapitel ihrer Geschichte aufzuarbeiten - was wahrhaft nicht selbstverständlich ist.
Nach dreieinhalb Wochen mit Schneeregen, Minusgraden, Arztbesuchen, Sonntagsbraten, All-Inclusive-Versorgung, Weihnachten, Silvester, Verwandschaft, Freunde, Raclette...haben wir wieder den Absprung geschafft und sind in Phnom Penh gelandet.
Zunächst ohne unser Gepäck, das hieß die erste Nacht mal in Klamotten schlafen.
Hier ist es sehr warm (29 Grad) und vor allem drückend feucht (90%) - so dass wir eigentlich nur am schwitzen sind. Auch nachts kühlt es leider nicht ab.
Phnom Penh ist sehr modern, überall schießen neue Hochhäuser aus dem Boden. Die Leute müssen Geld haben, da nur große SUV´s oder Geländewagen mit V6 oder V8 Motoren gefahren werden. Ich habe noch nie so viele teure Auto auf so kleinem Raum gesehen: Audi Q7, Range Rover, Landcruiser an jeder Straßenecke...
Spannend ist hier vor allem das Essen gehen. Wenn man nicht in ein Touristenlokal möchte, gibt es keine englische Karte für das Essen und wenn man Glück hat gibt es immerhin Bildchen von den möglichen Mahlzeiten (über Ähnlichkeiten lässt sich streiten). Oder man wählt einfach eine Nummer aus von der Khmer-Karte und lässt sich überraschen.
Im Hotel wollten wir m ersten Morgen ein Continental-Frühstück ordern, also Toast, Marmelade und Kaffee. Auf die Nachfrage ob es Toast und Jam gibt bekamen wir die Antwort: "No. But Mayonaise". Wir gingen wo anders auf die Suche...
Erstaunlich ist vor allem, dass doch recht wenige Menschen hier Englisch sprechen und so muss man häufiger auf die internationale Zeichen- und Gestensprache ausweichen - zum Beispiel, wenn man keine Eiswürfel im Getränk möchte... so nun macht das mal pantomimisch nach :-))
In den nächsten Tagen geht es dann nach Siem Reap und Angkor Wat.
Herzliche Grüße vom Höhentraining im Schwarzwald.
Bei 2 Grad Celsius ging es von Baden-Baden (natürlich zu Fuß) auf den Merkur.
Seit Wochen konnten wir uns so das erste Mal wieder ordentlich bewegen und den Körper fordern. Das war herrlich - trotz Muskelkater hinterher.
Denn die verlorenen Kilos aus Indien waren doch auf wundersame Weise ganz schnell und über Nacht wieder auf der Hüfte...
Wir wünschen allen Blog-Leserinnen und Blog-Lesern einen guten Start ins neue Jahr. Danke für die Begleitung unserer Reise auf die unterschiedlichste Art und Weise.
Wir wissen das sehr zu schätzen.
Zum Glück kann unsere Reise im Januar 2017 fortgesetzt werden. So erleben wir sicherlich noch die eine oder andere Geschichte und können sie auf unserem Blog zum Besten geben.
Nach nun einigen bangen Tagen in der Ungewißheit, ob es überhaupt mit der Weltreise weitergehen kann, gibt es inzwischen grünes Licht für uns.
Nachdem unser Allgemein-Doc irgendwann zu der Erkenntnis gelangte, doch nicht über die notwendige Kompezentz in Sachen Tropenmedizin zu verfügen, haben wir uns gestern nach Tübingen zur Tropenklinik aufgemacht.
Nach eingehender Anamnese und Untersuchung ist nun klar, dass eine Zweitinfektion kein wesentlich größeres Risiko mit sich bringt und einer Weiterreise der geplanten Tour nichts im Wege steht.
Das ist ein wunderbares Weihnachtsgeschenk, denn ich habe mir schon das Hirn zermattert, wie es wietergehen könnte, wenn die vielen dengue-belasteten Länder nicht zu bereisen gewesen wären. Dann wären nur noch Länder übrig geblieben, in die mich keine 10 Pferde bringen würden.
Also...am 07.01.2017 geht es wieder weiter und zwar nach Phnom Penh in Kambodscha. Dann folgen Laos und Vietnam.
Bis dahin schlagen wir uns einigermaßen redlich durch das unerwartete Weihnachtschaos, die Berge an Essen und feiern das erste Mal nicht zu Hause.
Okay. Bevor die Gerüchteküche sonstige Geschichten und Mythen produziert, kommt hier nun "The Real Story":
Also Sonntag vor einer Woche bekam Sonja hohes Fieber und massive Übelkeit. Zunächst ja mal nichts Ungewöhnliches bei einer Indienreise. Nachdem aber das Fieber und die Übelkeit in den nächsten Tagen eher zugenommen hatten, war klar, dass am 4. Tag ein Arzt her muß oder wir das Krankenhaus in Jaisalmer aufsuchen sollten.
Nach einer kurzen Rücksprach mit Manu, dem Hotelbesitzer, war klar, dass er uns mit dem Jeep zum privaten Krankenhaus fahren würde.
Gesagt- getan. Dort angekommen erwarteten uns hunderte Inderrinnen und Inder, die die gleiche Idee hatten. Also ging Manu nach indischer Manier im Vollkontakt an den Anmeldeschalter und hatte trotz einer langen Schlange nach kurzer Zeit das notwenidge "Consultion-Paper" gekauft.
Jetzt aber wohin mit Sonja und der Eintrittskarte? Im Krankenhaus war nichts in Englisch angeschrieben, sondern alles nur noch in Hindu.
Aber Manu lief nun zu Hochform auf und fühlte sich als unser Gastgeber verantwortlich, dass die Ausländer schnellstmöglich einen Arzt zu sehen bekämen.
Hinein in den Wartesaal. Dort dichtes Gedränge von rund 70-80 Personen. Sitzend, stehend, liegend auf dem Boden...
Manu manövrierte uns beide an allen vorbei direkt in ein Behandlungszimmer. Dort erblickten wir einen Arzt (stets in Indien an dem Stetoskop zu erkennen), der gerade am behandeln von 4-5 Patienten in seinem Zimmer war. Er nickte uns zu, dass wir auch noch hereinkommen sollten. Kein Problem.
Man muss wissen, dass es in Indien keinerlei Privatspäre gibt. Alles ist Gemeinschaftsangelegenheit: der Arztbesuch, das Essen, das Bargeldabheben und, und, und
Ohne Murren wurden wir vorgelassen und Sonja hatte ihre erste indische Konsultation - aufgrund der mangelnden Englischkenntnisse mit Übersetzung durch Manu. Kurze Schilderung der Symptome, Abhören, Puls und Blutdruck.
Fazit: es werden weitere Untersuchungen notwendig und zwar eine Blutuntersuchung im Labor.
Also wieder zur Anmeldung zurück. Wieder einen Schein gekauft, der zur Laboruntersuchung berechtigt, Labor gesucht und mit Hilfe von Manu gefunden.
Der Anblick des Labors erstaunte mich doch etwas: Eine Zentrifuge gefühltes Baujahr 1970, ein Mikroskop mit antikem Zeitwert und ein Uralt-PC. Immerhin nahm der Labormensch eine frische Spritze und Kanüle nachdem er mit einem alten Fahrradschlauch das Blut gestaut hatte.
Dann warten. Als einzige Ausländer werden wir schnell zu willkommenen Schaulustigen. Manu sagte uns er komme in einer Stunde wieder - so lange würde das mit der Untersuchung dauern. Dauerte nicht so lange und so machten wir uns zu zweit auf den Weg zu dem Arzt. Lernfähig ging ich mit Sonja im Schlepptau - ihr ging es zunehmend schlechter - direkt in das Behandlungszimmer de Arztes. Worauf eine weitere Anamnese gestellt wurde, was zur Folge hatte, einen Labortest für Malaria und einen für Dengue-Fieber kaufen zu müssen.
Im Behandlungszimmer versagte dann Sonja der Kreislauf, so dass sie erst einmal auf der Liege Platz nahm. So ganz ernst nahm der Arzt dies aber nicht. Die weiteren Behandlungen der anderen anwesenden Patienten ging statt dessen ungehindert weiter. Sonja stabilisierte sich und ich bat um einen Rollstuhl für sie, dem auch sogleich entsprochen wurde.
Selbst ist der Mann und so ging ich ebenfalls im Vollkontakt an den entsprechenden Schalter um das Dokument für die Labortests per Barzahlung zu erwerben.
Nun wieder diesmal mit Rollstuhl, samt Gattin und der zum Rollstuhl dazugehörigen indischen Begleitperson (ein zartes kleines Wesen weiblicher Herkunft, das nicht in der Lage war den defekten Rollstuhl samt Ausländerin zu schieben) zum Labor.
Wieder warten und dann das Ergebnis vom Laborchef: Dengue-Fieber. O.k. was heißt das nun. Also wieder direkt zum Arzt und ihm den Test gezeigt. Irgendwie war das wie Krankenhaus-Monopoli.
Inzwischen tauchte auch Manu wieder auf, um das weitere Vorgehen zu dolmetschen. Eine Behandlung in Jaisalmer ist nicht möglich. Wir müssen nach Jodhpur, das rund 4,5 Stunden entfernt liegt. Und wie? Manu hatte schon einen Plan, da es Krankentransporte nicht gibt und somit eine Fahrt mit einem Taxi anstand. Er würde uns natürlich selbstverständlich fahren.
Manu rief einen Mitarbeiter an, der ein Taxi (PKW) vorbeibrachte und den offenen Jeep wieder zum Hotel fuhr.
Als ich gerade im Begriff war mit Sonja im Rollstuhl die Eingangsrampe hinunterzufahren, sackte Sonja nach Vorne zusammen und wurde bewußtlos. Ich konnte sie gerade noch halten und sah in ihr Gesicht: weit aufgerissene verdrehte Augen, blutleeres Gesicht, offener Mund, entgeisteter Blick.
Erster Gedanke in meinem Schock: sie wird mir doch nicht hier in meinen Armen sterben. Zweiter Gedanke: ein Gebet zum Himmel und nachdem mein Englisch-Vokabel-Zentrum im Hirn versagte einige laute Schreie nach Hilfe und dem Doktor. Der durch mich verursachte Tumult lockte sogar den Arzt aus seinem Zimmer.
Sonja wurde auf die Krankenstation gebracht und erhielt sogleich Sauerstoff. Die Sauerstoffmaske war ursprünglich einmal transparent, trotz Sonjas aschphaler Hautfarbe sah sie eher bräunlich und undurchsichtig aus. Ich denke, dass sie noch nie gereinigt wurde. Egal hier geht es um ein Notfall. Das Bett zeigte ja auch deutliche Gebrauchsspuren des Vorgängers...
Dann logisch: es muß ein EKG her. Das vergilbte Gehäuse des Meßgerätes versprüte allerdings wenig Kompetenz.
Also alle Doktoren, inzwischen waren vier an der Zahl anwesend, denn es handelte sich schließlich um die einzige Ausländerin im gesamten Krankenhaus, Abstand nehmen. Hereingetragen wurde eine "spanische Wand" als Sichtschutz, da nun die Krankenschwestern bei Sonja den BH öffnen mussten, um die Elektroden anzubringen. T-Shirt wieder runter, Sichtschutz entfernen und alle Männern konnten wieder näher herantreten. Und die Werte betrachten. Großes Palaver.
Nachdem sich Sonja wieder stabilisiert hatte, war klar: wir müssen so schnell wie möglich nach Jodhpur in ein größeres Krankenhaus mit dem nötigen Fachwissen und den entsprechenden Möglichkeiten.
Schnell alles gepackt im Hotel, zum Glück die Rechnung mit Kreditkarte (das ist eher selten möglich) bezahlen können und schon ging eine 4 1/2 stündige Horrorfahrt los. Der Straßenzustand war nicht weniger als brutal zu bezeichnen.
Nachdem dann Sonja während der Fahrt wieder das Bewußtsein verlor, reagierte ich schon etwas professioneller und legte sie in eine mehr oder weniger stabile Seitenlage auf die Rückbank. Den Kopf auf meinen Schoß - stets den Blick auf den Zustand von Sonja gerichtet.
Nach Einbruch der Dunkelheit erreichten wir dann endlich das private Krankenhaus in Jodhpur.
Aber auch hier: erstmal 10.000 Rupies in bar oder keine Behandlung. Zum Glück hatte ich das Hotel mit Karte bezahlt, so dass ich noch flüssig war.
Der Arzt der Notaufnahme kümmerte sich sogleich um Sonja, legte Infusionen, gab Schmerzmittel und Antibiotika und verfrachtete sie in ein Einzelzimmer.
Also fast Einzelzimmer, denn in Indien muß immer ein Angehöriger oder mehrere für die Versorgung, Verpflegung, Körperhygiene und das Einkaufen der Medizin rund um die Uhr zur Verfügung stehen.
Als gelernter Ex-Zivildienstleistender war ich natürlich dazu prädestiniert und sofort auserkoren. Mir fiel allerdings in dem Einzelzimmer nur eine 1,4 m lange Pritsche zu - ohne Bettzeug. Das bedeutete die nächsten Tage und Nächte würden hart werden - körpertechnisch und körperhygienisch.
Das Einzelzimmer entpuppte sich so nach und nach als Klein-Guantanamo: Minzgrün gestrichen, Neonlicht, kein Fenster und eine Naßzelle, die ihrer ursprünlichen Wortbedeutung eine ganz neue Dimensionen verlieh: dort herrschten tatsächlich 24 Stunden täglich 100% Luftfeuchtigkeit - ohne Lüftungsmöglichkeit.
Die hygienischen Zustände in diesem privaten ( Jodhpurs bestem) Krankenhaus waren von zweifelhafter Natur. Spritzen und Injektionsnadeln wurden in der Regel 5-6 mal verwendet. Immerhin nur für Sonja! Infusionsleitungen wurden mit Klebeband abgedichtet...Händedesinfektion oder Handschuhe konnte ich im ganzen Haus nicht sichten.
So entwickelte sich bei Sonja zunehmend eine Aversion gegen die Zustände und die Behandlung (obwohl Ärzte und Pflegepersonal immer freundlich waren). Ich versuchte stets auszugleichen und Sonja zum Essen und Trinken zu motivieren, um den Heilungsprozess zu unterstützen. Den Krankheitsverlauf hatten die Ärzte nach einigen Tagen im Griff - blieb das Problem mit den Blutwerten und der Frage, ob eine Bluttransfusion notwendig werden würde.
Sonja´s Thrombozyten waren so niedrig, dass die Gefahr von inneren Blutungen bestand. Die eingeschalteten deutschen Ärzte bestätigten eine aktuelle Transportunfähigkeit.
Somit war klar, dass Sonja erst einmal in Jodhpur austherapiert werden musste und dann zur Weiterbehandlung sowie zur Erholung nach Deutschland fliegen können wird. Ein weiterer Verbleib in Indien war wenig ratsam und konnte sich Sonja auch gar nicht mehr vorstellen.
Nachdem die indischen Ärzte dann am Samstag grünes Licht gaben und eine Entlassung aus dem Krankenhaus für den Sonntag prognostizierten, war klar, dass wir erst einmal nach 5 Tagen im indischen Krankenhaus nach Deutschland zurückfliegen müssen.
Zum Glück hatten wir ganz viel Unterstützung aus der Heimat und so konnten wir heute nach einer 31-stündigen Reise in Frankfurt landen.
Jetzt wird erst einmal zu klären sein, was behandlungstechnisch noch notwendig ist. Und Sonja wird sich sicherlich 2-4 Wochen erholen müssen.
Alles andere wird sich in dieser Zeit zeigen. Auf alle Fälle gehen wir wieder auf Reisen.
Da Hindi und Sanskrit doch zu schwer ist zu erlernen, ist es um so wichtiger die Körpersprache der Inder zu verstehen und selbst anwenden zu können.
Inzwischen haben wir herausgefunden, dass JA ein seitliches schnelles Kopfneigen mit einem Schnalzlaut ist.
Den Mann auf dem Bild wollte ich unbedingt fotografieren. Nachdem er kein Wort Englisch konnte, zeigte ich im meinen Fotoapparat und fragte mit einem seitlichen Kopfnicken an.
Das erwiderte er prompt mit der gleichen Kopfbewegung und entsprechendem Geräusch, so dass ich mich an die Arbeit machen konnte. Das fotografische Ergebnis quittierte er mit einem kaum erkennbaren Lächeln und der nonverbalen JA-Bestätigung.
Bei den nervigen Anfragen von Händlern die man so durch die Altstadt, Märkte und Basare erlebt und erleidet, lohnt es sich nicht auf Englisch zu antworten. Mein bisheriges Kopfschütteln wurde ebenfalls ignoriert - bis ich herausfand, dass ich ca. 4 x so schnell den Kopf schütteln muss - mit deutlich geringerem Ausschlag. Und... es funktioniert: ich werde in Ruhe gelassen.
Allerdings mit dem Ergebnis, dass man irgendwann ein Schütteltrauma erhält. Insofern möglichst Touristenplätze und -wege meiden, dann wird man eh in Ruhe gelassen oder nur freundlich begrüßt.
Endlich mal was für echte Männer: der Friseurbesuch.
Nachdem die Anfrage bei mehreren Friseuren hier negativ verlief (keiner wollte einem Ausländer die Haare schneiden) fand ich doch noch einen Mutigen - sogar mit orginal indischem Friseurdiplom.
Im Übrigen: Frauen werden hier beim Friseur keine Haare geschnitten. Men only!
Erstes Problem nach der Preisverhandlung, die ich nicht zu scharf führte, weil ich Angst hatte, dass dann der Haarschnitt auch "billig" aussehen könnte.
Zweites Problem: Die sprachliche Übermittlung wie ich die Haare geschnitten haben möchte. Mein fachspezifischer Wortschatz hielt sich in Grenzen und das Englisch des Friseurs war kaum verständlich. Die Konversation hielt sich somit in Grenzen. Also mit Zeichensprache und händischen Anweisungen ging es dann doch noch. Der Rest ist Vertrauenssache (wie zu Hause auch).
Wenn man dann noch die Brille beim Haareschneiden absetzen muß und nichts mehr sieht, dann ist das wie Weihnachten und Neujahr zusammen, wenn der Friseur fertig ist und man sich zum ersten Mal im Spiegel betrachten kann.
Und? Das Ergebnis kann sich sehen lassen - oder mehr war bei meinem Kopf nicht möglich. Und das für 2,10 Euro.
Ein Erlebnis war es auf jeden Fall und muß in den anderen Ländern wiederholt werden!
Inzwischen haben wir bemerkt, dass uns kleinere Städte besser gefallen und uns gut tun.
Und deshalb haben wir Bikaner recht schnell wieder den Rücken gekehrt und überlegt, wo es uns bisher am besten gefallen hat. Das war eine klare Entscheidung: Jaisalmer. Klein, wunderschön, überschaubar und gut zum Ausruhen.
Also nichts wie hin nach Jaisalmer.
Und nachdem sich die finanzielle Lage in Indien weiter anspannt, entschieden wir uns kurzerhand den Aufenthalt in Jaisalmer auszudehnen und hier 10 Tage zu verbringen.
So bekommen wir einen ganz anderen Zugang zu der Stadt und den Menschen - und das ist richtig schön.
Nach drei erfolglosen ATM-Tagen wurde es wieder höchste Zeit einen funktionstüchtigen und ausspuckenden Bankautomaten in Bikaner zu finden.
Neuste Variante (der deutsche Traveller ist ja erfindungsreich und lernfähig): Wir beauftragen einen Moto-Rikscha-Fahrer mit der Order uns zu einem ATM zu fahren und so lange zu fahren bis wir einen finden, der auch Geld hat.
Denn gestern haben wir uns die Füße erfolglos platt gelaufen und waren völlig außer Puste von der vielen Lauferei.
Also heute um 10:00 a.m. ging es los. Nach 15 Minuten eine Bank, einen ATM und eine Schlange von ca. 20 Personen davor. Der Rikschafahrer war überzeugt, dass hier der richtige Platz ist.
Also kurzerhand eine Frauen-Queue eröffnet. Wir sind lernfähig, denn überall beim Anstehen ist es erlaubt, dass Frauen sich ganz vorne anstellen und schnell bedient werden. Dann hieß es "10 minutes" wird eröffnet.
Nix war es mit "10 minutes". Nach 10 Minuten wieder 10 Minuten und so weiter. Derweil versorgte der fürsorgliche Ehemann die wartende Gattin mit Trinken und Snacks um die Stimmung nicht kippen zu lassen....
Nach zwei Stunden warten vor dem ATM und keinerlei Aussicht auf tatsächliche Inbetriebnahme der Maschine zogen wir Leine.
Zum Glück hatte ich dem Rikscha-Fahrer nach 45 Minuten gesagt, dass er nicht warten braucht und wir ihn auch für die weitere Wartezeit nicht bezahlen könnten. Da zog er sofort von Dannen und erklärte uns, wo wir ihn wieder finden könnten.
Also nach 2 Stunden wieder in die Moto-Rikscha eingestiegen und die Suche ging weiter. Nach gefühlten 15 weiteren Stationen ließen wir uns am Bahnhof ausspucken und machten uns auf die eigene Suche.
Und ... fanden doch sogleich eine Bank mit einer langen Traube von Menschen davor. Wieder Frauen-Queue aufgemacht und nach 10 Minuten (im deutschen Sinne) wieder mal indisches Bargeld in der Hand gehalten.
Was lernen wir daraus: In Indien heißt es immer "10 minutes" egal welche Zeitspanne gemeint ist. Den Rikschatrick versuchen wir auf alle Fälle nochmals. Da gibt es noch Verbesserungspotential. Zum Beispiel: Gewinnbeteiligung oder Zeitbonifikationen...
German Bakery. Ein Synonym für guten Kuchen.
In jeder Stadt gibt es zig German Bakeries. Und meist auch eine mit sehr leckerem Kuchen und akzeptablem Kaffee.
Sind aber immer in indischer Hand und nicht von Deutschen gegründet - wie man vielleicht denken könnte.
Allerdings nicht ganz mit dem deutschen Hygienestandard.
Aber inzwischen haben sich unsere Mägen auf den Sauberkeitsmangel hier eingestellt und so ein Apple Crumble Pie am Nachmittag das hat doch was.
Immer wieder ein Erlebnis.
Die Indien-Galerie wurde erweitert um Euch noch mehr Einblick in den indischen Alltag zu ermöglichen.
Alle Bilder sind völlig unbearbeitet und unentwickelt. Das kommt dann erst zu Hause. Dafür habe ich hier unterwegs keine Zeit und Lust.
Alle Menschen auf den Bildern werden übrigens gefragt und haben den Bildern zugestimmt. Das ist dann in Indien so: Small-Talk oder Blickkontakt, Bilderlaubnis einholen, dann verharren die Inder in Regungslosigkeit für 10-20 Sekunden, wie wenn ich mit einer Plattenkamera aus den 50er Jahren arbeiten würde und dann zeige ich Ihnen das Ergebnis. Meist wird es wohlwollend mit seitlichem Kopfnicken oder ein paar raunenden Tönen abgesegnet. Immer ein Erlebnis für beide Seiten.
Ab und zu kommt es auch vor, dass jemand nicht möchte oder nur gegen Geld: meist die ganz armen Menschen, die Müllsammlerinnen, die Straßenkehrerinnen. Das ist ja dann auch o.k. Geld gebe ich prinzipiell nicht für Fotos.
Aber die meisten freuen sich und man kommt kurz in Kontakt.
80% der Bilder entstehen mit einem 24-70mm-Objektiv und der Rest mit dem 70-200mm. Durch das Weitwinkel muß man automatisch recht nah an die Personen heran, was den Kontakt intensiviert.
Sehr geehrter Herr indischer Premierminister Modi,
ich muss Ihnen mal dringend die Meinung sagen, da durch ihre ungeplante und überraschende Geldentwertung mein Reiseleben und das aller Traveller in Indien sehr in Mitleidenschaft gezogen ist.
Die von Ihnen aus dem Verkehr gezogenen Geldscheine machen laut indischen Medienberichten 80% des Bargeldumlaufs in Indien aus. Das kann ja nicht wirklich gut gehen. Haben Sie das vorher nicht bedacht?
Der eklatante Mangel an Zahlungsmittel führt auch bei den Touristen dazu, dass wir alle 2-3 Stunden täglich einen Bankautomaten suchen müssen, der überhaupt Geld führt, um dann durchschnittlich nochmals 1-2 Stunden anzustehen - in der Hoffnung dass der Automat vorher nicht leer ist.
Das Reisen in Indien habe ich mir anders vorgestellt. Spass macht das ganz bestimmt nicht. Wir kommen ja kaum dazu das Land anzuschauen, da wir ständig schauen müssen, wo ist der nächste funktionsfähige und bestückte ATM ist. Geschweige denn, dass momentan die Touristen und Traveller deutlich weniger ausgeben, da wir ja nur 2500 Rupien (ca. 37 Euro) am Tag zur Verfügung haben.
Der Eintritt zum Beispiel zum Meherangarh-Fort in Jodhpur kostet für Foreigner 1300 Rupien (2Personen). Das heißt wir haben an diesem Tag nur noch 1200 Rupien für das Hotel, Essen, Transport ... wie soll das zum Beispiel bitteschön für 2 Personen funktionieren?
Wenn ich aber bedenke, dass nur 30% der indischen Bevölkerung Zugang zu einer Bank haben, dann kann ich mir das Chaos in den indischen Familien vorstellen. Da ich den Umtauschprozess selbst mitgemacht habe, ist mir klar, dass die Teile der indischen Bevölkerung ohne Bildung keine Chance haben den Formularkrieg zu bestehen und deren Geld, das sie zu Hause aufbewahren ungültig wird. Eine regelrechte Katastrophe.
Die gesamte Aktion war wohl nicht sonderlich klug und durchdacht - insofern ist es an der Zeit dies zu korrigieren, denn alle leiden nur darunter.
Unsere neue Reise-Geschäfts-Idee: Wir verlangen einfach pro Bild das die Inder mit uns "Weißen" machen möchten 100 Rupies und wir sind gemachte Leute. Vor allem müssten wir nicht nach wie vor am ATM anstehen.
Ja, warum auch immer: sobald wir irgendwo sind und uns hinsetzen werden wir gefragt, ob sie ein Selfie machen dürften mit uns. Was die mit den vielen Bildern mit und von uns machen.... keine Ahnung.
Wir können ja mal die Gesichtserkennungssoftware einsetzen wo wir inzwischen überall gelandet sind.
Lustig ist es zumeist immer und das Bild hier entstand bei solch einer Aktion als immer mehr kamen um uns zu fotografieren. Die deutschen Aliens vom andern Stern...
Jodhpur - die blaue Stadt.
Nach einer abenteuerlichen Fahrt mit dem "Luxury-Bus" ohne Stoßdämpfer und hoffnungslos überladen haben wir nun die blaue Stadt erreicht.
Die erste Nacht neben dem Bahnhof in einem Hostel war grauenhaft laut und stickig.
Aber inzwischen haben wir ein kleines Guesthouse in der blauen Altstadt direkt unterhalb dem großen Fort gefunden und un für einige Tage eingerichtet.
hier lässt es sich leben, da es kaum Verkehr gibt, die Gassen sind so eng und verwinkelt, dass selbst die Rikschas nicht mehr durchkommen.
So genießen wir ein wenig die Ruhe und versuchen wieder gesund zu werden.
Täglicher Sport bleibt nach wie vor das ATM-Hopping. Denn es hatte bisher kein Bankautomat zweimal Geld zur Verfügung. Heute zum Beispiel hat es rund 3 Stunden gedauert einen funktionstüchtigen und bestückten Automaten zu finden und weitere 45 Minuten zum Anstehen.
Aber es gab die tägliche Ration Rupies. So ist das halt in Indien. Die Einheimischen sind glaube ich auch genervt aber ein Inder würde das nie zeigen. Ich eigentlich schon wenn ich völlig naßgeschwitzt in der Schlange stehe - und die Inder stehen immer auf Tuchfühlung- und den 7. Automaten in sengender Hitze abgeklappert habe, dann könnte ich schon mal deutlichere Worte finden ... aber es hilft ja allen nicht ... also tiefenenspannt sich der Situation hingeben und schöne Gedanken machen.
Vor ein paar Tagen hat der indische Premierminister beschlossen gegen Schwarzgeld vorzugehen und ab dem folgenden Tag haben alle 500 und 1000 Rupies-Scheine ihre Gültigkeit verloren. Unser Hauptzahlungsmittel -bisher.
Also alle Indier auf die Banken gestürmt um die Scheine tauschen zu lassen.
Problem: zu viele Inder zu wenig Banken, die auch nicht richtig informiert waren. Folge: Chaos auf den Banken. Und vor allem durften nur 4000 Rupies (ca. 58 Euro) getauscht werden. Mit vielen Formularen, Reisepass, Reisepasskopien...
Also erst mal in die Bank und Formular holen, dann durch die halbe Stadt zum einzigen Kopierer, wo sich inzwischen auch eine lange Schlange gebildet hatte. Backschisch katapultierte mich rasch nach vorne. Zurück zur Bank und wieder hinten anstellen um zuletzt nach ganzen 3 Stunden einen Bündel neuer 100er Banknoten in den Händen zu halten.
Dann die nächste Hiobsbotschaft: Ab sofort sind am Bankautomat (ATM) nur noch 2000 Rupies pro Tag erhältlich, da nur noch 100er Scheine (ca. 1,40 Euro) ausgegeben werden. Das heißt wir leben aktuell von 28 Euro pro Tag für Hotel, Essen, Trinken und Transport...
Eine sportliche Herausforderung. Positiv für die Reisekasse.
Hoffentlich sind die größeren neuen Scheine bald gedruckt. Das ist aktuell das Problem.
So stehen wir nun auch wieder 1-2 Stunden pro Tag am ATM an in der Hoffnung, dass die Kiste nicht vor uns leer ist.
In der Regel gibt es nur einmal am Tag die Möglichkeit - ansonsten ist das Ding "out of order".
Wir kennen zumindest inzwischen alle ATMs in Udaipur :-))
Endlich wieder mal ein Blogeintrag. Aber das hochtechnisierte Indien hat doch erstaunlich schlechtes Internet und in den Hostels war es häufig nur sporadisch zur Verfügung.
Nach gut 10 Tagen Magen-Darmprobleme der Extraklasse inklusive Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit sind wir auf dem Weg der Besserung. Spannend war das vor allem da wir ja stets unterwegs waren und einen Blick entwicklen mussten, wo es denn überall im indischen Alltags- und Verkehrschaos Toiletten gibt. Unser treuster Begleiter wurde das Toilettenpapier, da die inischen Toiletten ja keines aufweisen. Die Wickeltechnik wurde perfektioniert - vor allem unter geschwindigkeitstechnischen Gesichtspunkten ...
Inzwischen vertragen wir das indische Essen zunehmend besser. So das wir nun die Speisekarten rauf und runter ausprobieren können - stets "not spicy, please". Das Essen ist wirklich ein Erlebnis.
Nach einer Woche hat uns unser Fahrer Mukesh uns in Pushkar abgesetzt und wir sind seither im eigenen Rhythnus unterwegs - eine Wohltat. Die Taktung der Sehenswürdigkeiten in der ersten Woche war viel zu hoch. Die Pushkar Fair war sehr eindrücklich - viele, viele Menschen und ebenso viele Kamele die sich in dieser kleinen Stadt getroffen haben um im See zu baden. Natürlich die Menschen und nicht die Kamele :-)
Keine 100 Kamele hätten mich in diese Brühe gebracht. Aber dabei gewesen zu sein war sehr schön.
Leider hat sich Sonja den Knöchel verstaucht und das Knie aufgeschlagen, so dass wir etwas eingeschränkt waren.
Im Hotel haben wir dann noch Peter und Loes aus Holland kennengelernt mit denen wir dann noch eine Tour ins Umland von Pushkar unternommen haben. Es ist schön immer wieder andere Reisende kennen zu lernen und deren Geschichte zu hören.
Wir sind dann mit dem Sleeper-Bus von Ajmer nach Udaipur (260km in 7 Stunden) gefahren. Schlafen ist etwas anderes, da der Bus keine Stoßdämpfer mehr hatte, die Aircondition sibirische Kälte produzierte und die Fenster nicht richtig zu schließen waren...Folge: fette Erkältung für Andreas. That´s India.
(S) Inzwischen sind wir in Rajasthan angekommen. Unser Fahrer Mukesh ist ein sehr netter zuverlässiger Fahrer und behält im Verkehrschaos stets die Nerven. Das Taj Mahal in Agra ist sehr beeindruckend. Wir sind extra um 6 Uhr morgens hingefahren zum Sonnenaufgang. Naja, es war neblig und nix von Sonne zu sehen. Trotzdem ein sehr schönes beeindruckendes Gebäude. Inzwischen sind wir in Jaipur , wo der Palast der Winde steht. Wir waren heute den ganzen Tag in der "Pink City" unterwegs. Es gibt Straßenszenen wie aus "Tausend und einer Nacht". Leider auch sehr viel Müll und Dreck und Umweltbewusstsein gibt es nicht wirklich. Alles in allem ist es sehr unkompliziert hier unterwegs zu sein. Es gibt überall Essen und Trinken zu kaufen (Supermärkte gibt es hier eigentlich nicht, alles wird an oder auf der Straße gekauft) und Toiletten gibt es auch genügend (über deren hygienischen Standard schweige ich jetzt mal besser ...). Man wird als Touri natürlich auch ständig angesprochen und gefragt woher man kommt. Die Händler sind sehr hartnäckig, um ihren Kitsch an Touris loszuwerden und wir sind hartnäckig freundlich ablehnend.
Morgen fahren wir weiter und trennen uns dann von unserem Fahrer um auf eigene Faust weiterzureisen.
(S). Namaste aus Delhi ! Gestern sind wir nach einem Flug mit Zwischenstopps in Johannesburg und Dubai in Delhi angekommen. Auf dem ersten Flugabschnitt gab es heftige Turbulenzen durch einen Sturm. War auch mal eine Erfahrung wert, muss ich aber nicht mehr haben .....
Nach dem bevölkerungsarmen Namibia ist Delhi das komplett krasse Gegenteil. Massen von Menschen sind hier unterwegs. Als Touri wird man hier selbst zur Attraktion , da die Inder es lieben zusammen mit Europäern fotografiert zu werden.
Das Chaos auf den Strassen ist unbeschreiblich. Autos, Busse, Laster, Motorräder, Fahrrad- und Motorrikschas, Bettler, Strassenverkäufer, Hunde, Kühe ... alles in einem wilden Durcheinander ... Verkehrsregeln gibt es hier keine, zumindest keine für uns ersichtlichen. Die Frage ist hier nicht wie viele Fahrspuren eine Straße hat, sondern wie viele Fahrzeuge nebeneinander auf die Straße passen. Spurwechsel ist hier fließend und von allen Seiten. Aber da jeder die "Regeln" kennt und beherrscht funktioniert das irgendwie ohne Probleme aber mit viel - sehr viel ! - Gehupe .... Unser Fahrer hat uns souverän durch Delhi kutschiert und fährt morgen mit uns nach Agra, wo wir unter anderem das Taj Mahal besuchen werden.
Die Verdauung versucht gerade sich mit dem indischen Essen anzufreunden ... nachdem wir gestern indisch (scharf ..) gegesen habe , hatte ich heute Abend trockenen Reis und Cola... Noch Fragen ?
Man wird hier viel angequatscht von Rikschafahrern und Verkäufern und auch einfach so , aber alles in allem fühle ich mich hier auf der Straße sicherer, als in den Städten Namibias.
Die Pfunde müssen purzeln...leider sind es nicht die über dem Gürtel.
Liege gerade im Schatten in der Hängematte und grüble, wie wir für Indien das Gepäckgewicht reduzieren könnten nachdem das mit dem Hüftgold noch nicht geklappt hat.
Also alles nochmals unter die Lupe genommen: Trekkingsandalen dem Gärtner hier geschenk (hat sich gefreut wie ein Lottomillionär), Laufshirt bisher noch nicht benutzt, da es wohl mein unsportlichstes Jahr werden wird...o.k. weg damit, von 5 auf 4 Unterhosen reduziert - kein Problem man kann ja auch mal waschen. Ein T-Shirt weniger ist auch noch gut machbar. Zwei werden doch auch reichen. Zwei Badehosen sind auch zuviel Luxus. Kurzerhand der Putzbrigarde vom Camp geschenkt. Hinzukommen die Verzweiflungskäufe kurz vor Reisebeginn von Sonja, wie völlig reiseunpraktische Hosen ohne Taschen und und und...
Reduzierung auf das Wesentliche hat doch sehr befreiende Aspekte. Wunderbar. Herrlich mit wie wenig man doch auskommen kann.
Es ist eh toll morgends sich nicht fragen zu müssen: was ziehe ich heute an, denn es ist einfach das von gestern oder es muss mal gewaschen werden und Garnitur zwei kommt zum Einsatz.
So, die kleine Regenzeit lässt doch noch auf sich warten... es gab nur ein paar Tropfen und mächtig dicke Wolken.
Seit März hat es hier nicht mehr geregnet - und das sieht man deutlich -alles leidet darunter.
Wir sind die letzten Tage ziemliche gechillt unterwegs und haben nicht mehr so viel wie am Anfang unternommen. Einen Tag nach Groß Barmen zu den Warmquellen (incl. Design-Resort mit Spa Wellness, Sauna bei 38 Grad Außentemperatur...) und einen Tag in den Daan Viljoen Park bei Windhoek. Da haben wir keine 30 m vom Wasserloch gezeltet und Wildpferde, Gnus, Warzenscheine und Giraffen gesehen. Und die letzten Tage am Lake Oanob, einem der wenigen Stauseen in Namibia mit Wassersportmöglichkeiten verbracht. Allerdings war der Wasserstand so niedrig, dass ich nicht freiwillig in die abgestandene Brühe hätte gehen wollen.
In Zwei Tagen endet der "Urlaub" in Namibia und die Weltreise kann dann "wirklich" beginnen.
Um uns den Einstieg in Indien zu erleichtern, leisten wir uns den "Luxus" einen Mietwagen mit Fahrer für die erste Woche zu buchen.
Ein paar Mails aus Namibia und schon holt uns am Delhi Airport ein netter Inder mit einem Pappschild vom Flughafen ab und begleitet uns bis zur Camel Fair in Pushkar. Dann gehts alleine mit öffentlichen Verkehrsmittlen weiter. Wir sind gespannt wie das reisen zu dritt wird. Sicher auch ein Erlebnis.
Also bis in Indien. Namaste.
Gestern um 17:00 Uhr begann offensichtlich die kleine Regenzeit in Namibia. Dringend von den Farmern erwartet, da es bisher viel zu heiß war. Auch die Namibianer haben gestöhnt. Wir hatten von 3 Grad nachts in der Namib Wüste bis 42 Grad im Schatten alles - außer Regen.Der kam gestern und von daher wird es so langsam Zeit weiterzuziehen.
Am 1. November geht´s dann weiter nach Indien. Sicherlich das volle Kontrastprogramm. In Namibia leben 2 Mio. Menschen und in der Landeshauptstatt soviel wie in Karlsruhe (300.000). Hier kann man stundenlang fahren ohne jemanden zu treffen - das wird in Indien völlig anders. Wir sind gespannt, denn dann sind wir mit öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs und übernachten in Low Budget Hostels.
Das Reisen in Namibia ist recht einfach und unkompliziert: überall gibt es Lodges und Campingplätze, Tankstellen und Supermärkte mit dem gleichen Angebot wie in Europa. Ja hier gibt es H-Milch und Müsli, Brot, Nutella und was das Herz begehrt. Wenn man allerdings wie wir ohne Kühlbox unterwegs ist, ist das "Vesper-Programm" deutlich eingeschränkt: Corned Beef, Wiener Würstle, Thunfisch (alles in Dosen). Das heißt mathematisch gibt es alle drei Tage das gleiche zum Vesper am Abend. Oh, ich vergaß die Landjäger. die waren besonders gut - aber gekühlt.
Man kann hier auch gut mal Essen gehen. Oryx und Springbock haben uns sehr gut geschmeckt.
Gewöhnungsbedürftig ist sicherlich das Thema Sicherheit: In jedem Supermarkt, an jeder Tankstelle und an jedem Geldautomaten steht ein Security-Man. Die Campingplätze sind meist eingezäunt und rund um die Uhr bewacht. Der Wachdienst patroulliert nachts durch das Gelände. Es hinterlässt doch ein manchmal eher mulmiges Gefühl.
In den Städten wird dann vor diversen Gebieten gewarnt, wo man als Tourist nicht hingehen sollte... Wir fühlten uns in den Städten daher nicht so wohl und haben diese, wenn überhaupt auch nur kurz besichtigt. Die gaben aber auch nicht so viel her (nicht wie die Bilder in den Reisezeitschriften versprechen). In Namibia geht es um Lndschaft, Tierwelt und Weite.
Aber alles in allem gab es keine schwierige Situation da wir die grundsätzlichen Vorsichtsmaßnahmen beachteten.
Schwierig einzuschätzen war auch für uns die "Lage" zwischen Dunkelhäutigen und Weißen. Alle Farmen, alle Lodges/Campsites, Supermärkte und Tankstellen schienen uns in weißer Hand zu sein. Die Angestellten waren stets dunkelhäutig.
Auf den Campingplätzen bei den Lodges fanden wir es besonders krass, dass die Weißen dann in schönen Häusern wohnen während die dunkelhäutigen Angestellten in Barracken hausen müssen. Bei einfachen Tätigkeiten wie Putzen, Bedienen, Straßenbau, Supermarktkasse etc. haben wir nie ein weißes Gesicht gesehen.
Andererseits wäre Namibia heute nicht das Namibia wie es ist, wenn ich wiederum die Arbeitsweise und Arbeitsmoral der dunkelhäutigen Bevölkerung sehe, könnte einem schnell in den Sinn kommen: das kann nichts werden bei diesem Arbeitstempo... Alle sind derart verlangsamt unterwegs dass einem Angst wird der andere könnte beim Gehen einschlafen. Schon die gesamte Körperhaltung ist ohne jegliche Spannung. Nicht einfach für uns auszuhalten.
So einfach ist diese Thematik wohl doch nicht und ein Standpunkt zu finden extrem schwierig, denn wer gibt denn den Weißen das Recht zu sagen was richtig oder gut ist? Namibia hätte sich halt ohne die Weißen "anders" entwickelt, und?
Nicht jede Gesellschaft muß auf Leistung getrimmt sein.
Jetzt sind wir in gut 3 Wochen bereits über 5000 km gefahren. D.h. viel im Auto sitzen und doch recht wenig bewegen. Wandern ist hier in Namibia doch recht eingeschränkt möglich. Überall Farmen mit Zäunen - man könnte Namibia auch das Land der tausend Zäune nennen - und Wanderwege kennt hier niemand und bei der Hitze wollen die wenigsten sich auch aktiv bewegen. Zudem gibt es da ja noch die wilden Tierchen...
So wurde unser neuer Sport das Zelt-Yoga. Häh? Ja, unser Zelt ist so klein (laut Prospekt 1,30 x 2,00m und in Wirklichkeit 1,20 x 1,90m - gefühlt noch kleiner) dass wir beim Umziehen oder in den Schlafsack kriechen doch recht merkwürdige körperliche Verrenkungen machen müssen um ans Ziel zu gelangen. Der Sonnengruß oder andere Yogaübungen sind Kindergeburtstag dagegen. Aber es wurde innerhalb ein paar Tagen schon deutlich besser. Die Beweglichkeit hat doch deutliche Fortschritte gemacht... Ja, ja, wir sind halt nicht mehr die Jüngsten.
Schon der Eintritt ins Zelt erfordert erhebliche Koordinationsfähigkeiten von uns: Zelt öffnen ohne dass alles im allgegenwärtigen Dreck hängt, dann elegante einbeinige Drehung in der Luft auf Bodennebelhöhe um mit sportlichem Schwung gezielt das Innere des Zeltes mit dem Allerwertesten treffen - ohne das gesamte Zelt dabei einzureißen. Die Abläufe werden zunehmend flüssiger...
Wir werden es in Indien vermissen :-) und ein festes Bett zu schätzen wissen.
Gestern waren wir mit einem Übersetzer bei den Himbas im Kaokoveld im Nordwesten Namibias.
Mit unserem 2x4 SUV mussten wir über Gravelroads und zuletzt querfeldein fahren bis wir im tiefen puderfeinen Sandstaub nicht mehr weiterkamen.
Also kurzerhand den Rest zu Fuß bis zum Dorf der Himbas.
Es war eine ganz andere Welt in die wir eintauchen durften und Sonja hatte sich im Vorfeld schon viele Fragen überlegt die sie stellen wollte.
Wir hatten auch Bilder von uns und unseren Kindern dabei, die die Himbas verwundert anschauten und ebenfalls fragen stellten.
Eine Himbafrau fragte mich, wieso ich gerade diese Frau mitbringe und die anderen Zuhause gelassen habe. Eine Welt der Monogamie konnte sie sich nicht vorstellen.
Als sie fragten woher wir kämen konnten sie mit Deutschland nichts anfangen und wir holten unsere Weltkarte hervor - gaben aber wieder schnell auf, da sie nicht einmal wußte dass Namibia in Afrika liegt.
Wozu auch, an ihrem Alltag in ihrem Dorf wo sie für Wasser, Essen, Hütte und Kinder zuständig war spielte diese Tatsache überhauipt keine Rolle.
Reich beschenkt und mit vielen Bildern im Kopf fuhren wir zurück nach Opuwo, wo sich die verschiedenen Völker und Lebensformen bereits heftig am mischen sind und das Stadtbild der wohl staubigsten Stadt der Welt prägen.
Weitere Bilder findet ihr in der Galerie.
Gibt es eigentlich in Namibia Klopapier? Und auf den Campingplätzen in Namibia?
Oder müssen wir Klopapier mitnehmen? Fragen aus der Vorbereitung.
Also: es gibt in Namibia überall - auch in den Camps - Klopapier. Allerdings kennt den Begriff der Lagigkeit dort niemand.
Das Papier ist so hauchdünn (ca. 0,0005 micrometer) dass man Angst bekommt es überhaupt zu berühren. Es zerfällt beim bloßen Anblick.
Bisher teilte ich die Welt in zwei Lager: die der Klopapier-Falter und die der Klopapier-Knüller. Ich selbst bin ein bekennender Falter und Knüller sind mir völlig suspekt.
Hier in Namibia funktionieren aber beide Techniken überhaupt nicht. Beim Falten benötigt man eine Klopapierfahne von mindestens 10 Meter Länge um eine akzeptable Schutzschicht zwischen Hand und Hintern zu bringen. Diese Länge lässt sich aber nicht Falten, selbst wenn man auf die Klobrille stehen würde. Geschweige denn dass diese Länge ohne Abriss zu falten wäre ohne dass diese auf dem Boden schleift. Den Rest erledigt der Wind da es in Namibia keine Klotüre zu verschließen gibt. Vergesst es!
Knüllen war noch nie eine Option. Also musste eine neue Technik entwickelt werden. Quasi deutsche Entwicklungshilfe für Namibia.
Und ich habe sie entwickelt: Rolle in die rechte Hand und gegenläufig auf die 4 ausgestreckten Finger der linken Hand abwickeln. Nicht zu fest und nicht zu locker, so dass dann die Finger der linken Hand mit angemessenem Druck im rechten Winkel aus der Umwickelung gelöst werden können und schwups hat man ein hervorragendes Wickelpolster in akzeptabler Stärke um hygienetechnisch den Vorgang abschließen zu können.
Aber es gibt auch immer wieder Extremsituationen: du musst furchtbar dringend und auch Klopapier ist eine frische Rolle da - wunderbar, aber das Ding ist auf den ersten 100 Wicklungen so brutal verklebt und dank der fehlenden Reißfestigkeit .... ein purer Akt der Verzweiflung. Seither gehe ich nur noch auf Toiletten mit angefangen Klopapierrollen. Mein Tipp des Tages.
Vor ein paar Tagen mussten wir zum wiederholten Mal morgends beim Starten Hilfe per Startkabel besorgen, da entweder mit der Batterie oder der Elektrik am Auto etwas nicht stimmte.
Also entschlossen wir uns den Autovermieter zu kontaktieren. Drei Nummern hatten wir zur Auswahl und bekamen am Telefon noch weitere genannt. Zum Glück benutzten wir nicht unsere estnische Telefonkarte im Handy zu 0,69 Euro pro Minute sondern fragten den freundlichen Lodgebesitzer nach seinem Telefon für ein Inlandsgespräch. (Es wurden mehrere)
Nach kurzer Fallschilderung und Diskussion am Telefon (afrikanisches Englisch am Telefon ist ungefähr so schwierig wie die Klicklaute der San nachzuahmen) war der Sachstand der, dass wir zurückgerufen weden.
Wir warteten eine halbe Stunde und gaben dem Mietwagenmenschen maximal eine Stunde. Da kam schon der Lodgebesitzer wieder herein und fragte uns , ob denn noch niemand angerufen hätte. Er grinste und meinte gleich nochmal anrufen: that´s africa.
Also wieder Nummer gewählt, nochmals Fall geschildert und erhielten die Antwort, dass im 120 km entfernten Ort ein Mietwagen zum Wechsel bereitstehen würde. Wir ganz überrascht. Noch schnell die Adresse online herausgesucht und los.
Bei der Adresse konnten wir allerdings niemanden ausfindig machen und fuhren zigmal durch die Stadt. Da Frauen im Auto gerne andere Frauen auf der Straße nach dem Weg fragen, hielten wir irgendwann an und fragten eine Straßenhändlerin nach dem Weg. Da und da könnte das sein. O.k. da waren wir zwar gerade aber wir fahren nochmals hin. Und tatsächlich in Briefmarkengröße war an einem Hotel der Schild der Mietwagenfirma.
Die Dame an der Rezeption bestätigte das Vorhandensein der Mietwagenfirma, wusste aber von uns oder einem Tausch nichts und hatte auch kein passendes Fahrzeug griffbereit.
"Aber das könne ja nur an der Batterie liegen, daran liege es doch immer" beschloss die dunkelhäutige Dame im netten blauen Kostüm mit der Makramee-Frisur.
Ich zweifelte an der Kompetenz der selbsternannten Diagnosespezialistin. Sie ließ aber keinen Zweifel daran, schickte uns prompt zu einem Reifenhändler mit denen sie zusammenarbeiten würden und verschwand.
Reifenhändler Walter fanden wir gelangweilt in einer großen überhitzten aber blitzblanken Werkstatt. Richteten ihm Grüße von Shirley aus und schilderten das Problem nochmals. Drei Mechaniker beugten sich über den Motorraum und anlysierten die Problematik telepathisch. Dann wurde die Halterung der Batterie mangels Schraubenschlüssel mit einer Kombizange fachgerecht geöffnet. Nachdem die Batterie keinerlei Bezeichnung auswieß gab es großres Rätselraten. Alle verschwanden wieder und ich dachte schon ob denn Mittagspause sei? Nein. Walter stand wieder hinter dem Tresen und schaute gelangweilt auf den Computer, die anderen hingen in der Werkstatt ab und spielten Beamtenmikado (wer sich als erster bewegt hat verloren).
Auf Nachfrage was denn nun gehe, erhielten wir die Antwort dass akutell kein Strom vorhanden sei.
Ich fragte mich warum ich zum Batteriewechseln Strom bräuchte? Der gerade fehle mir ja zum Starten des Autos.
Und dann ging plötzlich mit ohrenbetäubendem Lärm das Radio in der Werkstatt wieder an und ein weiterer Mitarbeiter brachte einen kleinen schweren schwarzen Kasten aus dem Lager, der eingebaut wurde und siehe da das Auto lief wieder problemlos an.
Das ganze dauerte auch nur 7 Stunden und 250 km. That´s Africa.
Inzwischen sind wir am Okavango-Fluß angekommen. Er ist der Grenzfluß zu Angola. Es ist hier heiß und wunderbar grün.
Wir haben auch ein wunderschönes Camp gefunden mit Blick auf den Okavango und eigenem Sanitärhaus. Endlich eine saubere Toilette nur für uns :-) Und campen auf einer Rasenfläche...
Gestern Nacht hatten wir dann unerwarteten Besuch von einem Flußpferd. Aufgewacht durch das laute Schmatzen und Gras ausreißen - welches immer näher kam... Uns stockte das Blut in den Adern und sofort kamen die Schlagzeilen in den Kopf: "Touristen im Grenzgebiet zu Angola von Flußpferd attackiert..". Natürlich wussten wir, dass die häufigste Todesursache in Afrika der Unfall mit Flußpferden ist. Warum kommen einem solche Meldungen immer im falschern Moment?
Was tun? Das Freßgeräusch war inzwischen nur wenige Zentimeter vom Zelt entfernt und wurde immer lauter. Lärm machen? Schnell das Zelt öffnen und hoffen, dass wir es bis zum Sanitärhäuschen schaffen? Flucht ins Auto war ausgeschlossen, da das große Hippo direkt zwischen Zelt und Auto stand.
Da wir zu keiner Einigung kamen verhielten wir uns ganz still und das war offensichtlich die beste Variante, da wir ja nicht in der Nahrungskette von Flußpferden stehen.
Nach einer halben Stunde Hoffen und Bangen bei maximaler Muskelanspannung trollte sich das tonnenschwere Tier zum nächsten Campplatz.
Also wieder Oropax rein und weitergeschlafen. Zumindest ich - Sonja glaube ich weniger.... That´s Africa.
Bilder gibt es leider keine - es war zu dunkel :-)
Magic Moment im Ethosha Nationalpark.
Nach Sonnenuntergang konnten wir rund 60 ausgelassene Elefanten am Wasserloch erleben.
Ein ganz gesonderer Moment auf der bisherigen Reise.
Wir waren ca. 25 m entfernt und konnten über 2 Stunden hautnah und geruchsintensiv dem Spektakel beiwohnen.
Natürlich kamen auch noch Giraffen, Nashörner, Oryx, Antilopen ...
Nach einer ruppigen Fahrt über Schotter- und Wellblechpisten sind wir im Sossusvlei in der Namibwüste angekommen.
Beim Zeltaufbau im Park wurde uns die Kraft des Windes demonstriert als plötzlich mit einem Starkwind das gesamte Zelt samt Heringen in die Luft ging und blitzschnell das Weite suchte.
In einem atemberaubenden 100-Meter-Lauf konnte ich das Zelt wieder einholen. Mr. Bolt hätte seine Freude an mir gehabt...
Jetzt sieht das neue Zelt wirklich sehr gebraucht aus und hat einige Blessuren - aber wir haben noch ein Dach über dem Kopf - und das zählt.
Nachdem wir bisher jeden Tag weitergezogen sind machen wir die nächsten zwei Tage eine Pause und genießen die Annehmlichkeiten einer Lodge ...sprich Pool, gekühlte Getränke. Nein, nicht Safari und so...weiterhin schön im Zelt auf dem Campingplatz bei der Lodge.
Köcherbaumwald bei Keetmanshoop in Namibia.
Nach drei Tagen haben wir schon sehr unterschiedliche Landschaften gesehen.
Nach der Kalahari genießen wir nun den Sonnenaufgang im Garas Park bei den Quivertrees.
Von Keetmanshoop ging es über Gravelroads zum Fish River Canyon. Der zweitgrößte Canyon der Welt.
Sehr beeindruckend und bewegend.
Unser Campingplatz in Klein-Aus Vista auf dem Weg nach Lüderitz.
Die schwierigste Entscheidung bei einer Weltreise ist wohl die Wahl der Schuhe.
Ja, die Schuhe. Wanderschuhe ja -nein? Sandalen? Praktisch aber voll uncool. Aber ein Jahr nur in Flip-Flops? Lederschuhe? Soprtschuhe? In welcher war das mit den Blasen an der Ferse...? Und vor allem wie viele denn?
Die Entscheidung wird wohl erst wenige Augenblicke vor dem finalen Packen getroffen. Oder erst beim Türe abschließen?
Weniger ist mehr.
Das war ja mal eine Mega-Überraschung.
Als Freunde mit Sack und Pack - sprich komplette Party-Ausrüstung (vom Pappteller bis Sekt, Schnittchen, Nachtisch, Gläser, Besteck...und mit einem Say-Goodbye-Lied) vorbeigekommen sind und wir gebührend Abschied feiern konnten.
Ein herzliches Dankeschön euch allen !
Wir kommen gerne wieder :-)
So, nun steht auch unsere Rückkehr fest - obwohl wir noch gar nicht weg sind.
Der letzte Flug ist gebucht und damit die Flugroute komplett !
Wir fliegen von La Paz, Bolivien, wieder nach Frankfurt und kommen am Di. 29.08.2017 in good old Germany wieder an.
Wer es noch nicht wußte: Immer schön dienstags fliegen, da ist es meist am günstigsten :-)
Was ist nur alles zu regeln. Natürlich auch der Geldfluß oder genauer gesagt die Klärung, wer das Geld wieder ins Fließen bringen kann, wenn man im Ausland weilt. Also kurzerhand dem Sohn vertraut und nun stehen wir am Schalter der klimatisierten monströsen Eingangs- und Schalterhalle, um eine Bankvollmacht ausstellen zu lassen. Persönliches Erscheinen beider Probanden zwingend erforderlich.
Nach eingehender Überprüfung der Unterlagen, Ausweise, Wohndokumente und Gesichtskontrolle spricht mich die freundliche Dame fortgeschrittenen Alters an, ob denn mein "Bruder" der Bevollmächtigte sein solle. Ich stutze etwas und denke mir : "O.k. Neben mir steht nur mein Sohn. Sieht er so alt oder nein, natürlich sehe ich noch so jung aus."
Ich bedanke mich innerlich für die Lorbeeren - aber da korrigiert sie schon ihren faux pas und bemerkt, dass doch etwas nicht ganz stimmen könne. Aber das Lob ist schon auf meinem Konto verbucht. Rückbuchung ausgeschlossen.
Merke: Eine Bankvollmacht ausstellen zu lassen dauert ungefähr acht mal so lange wie ein neues Konto zu eröffnen.
Tja, da wird wohl unser langjähriger Gefährte, sprich das Familienauto vor uns in Afrika landen und seinen letzten Abschnitt als Taxi fristen.
Mit fast 15 Jahren und 300.000 km ist leider kein anderes Schicksal mehr möglich, obwohl uns der TÜV nicht geschieden hat.
Die Gewährleistungspflicht verhindert ein Auto-Renterdasein in Deutschland.
Immerhin nicht verschrottet.
Fertig. Fine. The End.
Letzter Arbeitstag. Irgendwie schon auch komisch.
12 Monate Urlaub. Freiheit. Ungeahnte Möglichkeiten. Ausschlafen. Tun und lassen was man will. Genießen. Ruhe. Zeit...Zeit...Zeit
O.K. einfach mal darauf einlassen und sehen was kommt. Das wird großartig.
Aber irgendwie gibt es ja auch noch jede Menge vorzubereiten und zu planen und zu räumen... Also genügend Ablenkung bis zur Abreise in gut einer Woche.