Auf Schmugglerpfaden durch Nordmexiko

Wir hofften auf der letzten Etappe von Cerocahui nach Los Mochis noch auf den Zug aufspringen zu können. Denn die Straße endet in dem Dorf. Endstation mit dem Auto. Dann geht nur noch eine 300 km lange Offroadfahrt quer durch das Gebirge. Nicht unbedingt jedermanns Sache. Wir hofften, dass sie uns, wenn wir mal im Zug sind nicht mehr herausschmeißen werden. Schon ein bisschen Poker, oder?

Die Lage wurde tricky, denn der Zug fährt erst nachmittags und wenn wir dann doch keinen Platz bekommen, können wir nicht mehr mit dem Auto los fahren, da dann die Nacht kommt und es hier die Absprache mit den Drogenkartellen gibt, dass diese nachts operieren und die Touristen tagsüber unbehelligt reisen können.

Also entschieden wir uns am Vorabend ein Allradfahrzeug mit Fahrer klar zu machen um damit auf der sicheren Seite zu sein.

Apropos "sicher": Bei einer Wanderung (zum Glück mit unserem local Guide Juan, Spitzname Methusalix, 69 Jahre, - siehe Bild) kamen uns drei Fahrzeuge entgegen. Ein großer schwarzer Jeep mit vollverdunkelten Fenstern als erstes Fahrzeug mit dem Kartellboss und einigen Bodygards. Als zweites Fahrzeug folgte ein Pickup mit 6 Männern. Alle mit Pistolen am Gürtel und Maschinengewehren in der Hand. Die Blicke waren alles andere als freundlich. Mit etwas Abstand folgte ein weiterer Geländewagen mit der Nachhut. Einer finsterer dreinblickend als der andere. Nach 15 Minuten kamen sie wieder vorbei. Offensichtlich wurde mal wieder Schutzgeld eingetrieben. Sinnvollerweise hatte unser Freund Uwe sein camouflagefarbiges T-Shirt und olivgrüne Hosen an....Vermutlich um schnell im Maisfeld untertauchen zu können?

Sonja sagte ich mal lieber nichts davon, nachdem auch in dem Dorf uns bei der Rückkehr drei schwer bewaffnete Männer entgegen kamen. Die Polizei traut sich schon lange nicht mehr in die Region Chihuahua. Alles wird von den Drogenkartellen kontrolliert. Hier herrscht die höchste Mordrate weltweit.

Und wir mitten drin! Hammer. Fotografieren habe ich mich dann aber doch nicht getraut.

 

Am nächsten Morgen kam die Order: Zugstrecke durch Erdrutsch verschüttet. Alle Hotelgäste müssen mit den Fahrzeugen transportiert werden. Ein kleiner Konvoi von 3 Fahrzeugen  wurde zusammengestellt und los ging die Fahrt. So waren wir schon nicht alleine in den Bergen unterwegs. Nach insgesamt 11 Stunden kamen wir ziemlich mitgenommen, zermürbt und durchgeschüttelt in Los Mochis an. Davon waren 9 Stunden derbe Schotterpiste. Die Kurven waren nicht mehr zu zählen. Diverse Berge, Höhenzüge, Wasserläufe mussten überwunden werden. Für Mensch und Material eine echte Herausforderung. Einmal standen wir quer, nachdem es wieder angefangen hatte zu regnen (zum Glück Richtung Berg und nicht Richtung Abgrund), eine Reifenpanne musste bewältigt werden und natürlich kamen wir voll in die Nacht. Ab Dunkelheit wurde dann quasi Stoßstange an Stoßstange gefahren. Auf den Fahrzeugen stand vorne und hinten in großen Lettern."Turismo". Hoffentlich können die Banditos auch Lesen!

Alles ging gut und wir haben das Abenteuer gut überstanden. Hätte ja auch ganz anders ausgehen können.