Hue

Nach der letzten Nachtfahrt im Bus war eigentlich klar, dass wir das nicht mehr wirklich brauchen und dachten bei uns: "Härter kann es nicht mehr kommen".

Es kann! Von Ninh Binh gab es leider nur die Möglichkeit per Sleeper-Bus nach Hue zu kommen. Also Augen zu und durch. Es erwartete uns eine Sardinen-Büchse. Liegesitze für das Gardemaß 150cm. Breite der Liegesitze Marke "Hungersnot". Kippwinkel des Oberkörpers max. 45 Grad.

Die Beine lagen unter der Rückenlehne des Vordermanns in einer Plastikbox. Mit Schuhgröße 43 verlor man rund 30 cm von der Liegelänge durch die spitz zulaufenden Box oder musste die Füße so abkippen, dass man Gefahr lief eine Hüftdeformation zu riskieren. Egal wie man lag - es ging einfach nicht auf. Alle Nicht-Asiaten versuchten sich in den gleichen Verrenkungen mit dem Ergebnis: Haltungsschaden. Natürlich war die Klimaanlage mal wieder auf Langzeitfrosten bei -18 Grad eingestellt, wie wenn wir hier überwintern wollten.

Und ganz toll: es gab gar keine Ablagefläche für das Handgepäck. Also 10 kg Fotorucksack die ganze Nacht auf den Beinen oder Sitzwinkel auf 80 Grad hoch und dahinter das Gepäck. Fazit: immerhin eine Übernachtung gespart. Dafür den kompletten nächsten Tag halbschlafend im Hotel in Hue verbracht. Ergo, nichts gewonnen.

Aber Hue empfing uns eh mit Schlechtwetter. Es regnete unentwegt. Da hilft dann auch nicht, dass die Kaiserstadt mit Weltkulturerbestatus aufwartet. Denn bei Dauerregen sieht die Zitadelle und die Paläste irgendwie wie ein begossener Pudel aus und alle sind "bester" Stimmung. (Einschließlich uns)

Folge: um ab und an die Kleidung halbwegs trocken zu bekommen immer wieder Einkehr in diverse  Restaurants. Das Problem bei den häufigen Lokalbesuchen war aber, dass alle die gleiche CD eingelegt hatten und überall Panflöten Evergreens dudelten, Kenny G´s Saxofon Mainstream-Kaufhausmusik trällerte oder gar Weihnachtssongs zum Besten gab.

Es blieb nur noch die Flucht in den Regen.